Dresden-Randale beim BVB - Einsatzleiter befürchtete Blutbad

Frankfurt/Main (dpa) - Mit drastischen Worten hat der Polizei-Einsatzleiter vor dem DFB-Sportgericht die teilweise Ohnmacht der Sicherheitskräfte bei den schweren Ausschreitungen Dresdner Rowdys beim Pokalspiel in Dortmund beschrieben.

„Es wäre ein Blutbad entstanden - das sage ich hier so deutlich - wenn wir härtere Maßnahmen getroffen hätten“, sagte der Dortmunder Polizeidirektor Peter Andres am Donnerstag bei der Verhandlung gegen den Fußball-Zweitligisten Dynamo Dresden in Frankfurt/Main.

„Bürgerkriegsähnliche Zustände“ wollte die Polizei unbedingt vermeiden, zu heftigen Krawallen kam es am 25. Oktober dennoch. Die 1400 Polizisten konnten die Randalierer zwischenzeitig kaum noch im Griff halten, so Andres. Wegen der Ausschreitungen hatte der Kontrollausschuss des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) einen kompletten Ausschluss von Dynamo für die kommende Pokalsaison gefordert, dagegen wehrte sich der Zweitligist bei der Verhandlung unter dem Vorsitzenden Richter Hans E. Lorenz.

Einsatzleiter Andres schilderte in seiner Zeugenvernehmung, oberstes Ziel der Beamten sei zunächst gewesen, einen angekündigten Marsch durch die Stadt auf das Stadion zu verhindern. Die Polizei richtete den Dresden-Anhängern einen Parkplatz mit drei Bierständen als Alternative ein. Zunächst ging die Rechnung auf und 4500 Fans sammelten sich, aber die Situation spitze sich schnell zu. „Überall da wo Fahrzeuge einparkten, explodierten Böller“, sagte Andres. „Das Ganze eskalierte auf dem Stadionvorplatz.“

Fans sprangen demnach einfach über die Absperrungen und versuchten, das Stadion zu stürmen. Die Polizei schloss daraufhin die Türen der Arena. Die ausgeschlossenen Dynamo-Anhänger hätten laut Andres mit Flaschen, Böllern und Pyrotechnik geantwortet. „Ordner und Polizisten mussten sich 20 Minuten bewerfen lassen.“

Die Polizei habe dann die Tore wieder geöffnet, wie Andres weiter ausführte. Intensive Kontrollen seien aber nicht mehr möglich gewesen, „so dass wir die letzte Viertelstunde die Kontrollen etwas gelockert haben.“ Während des Spiels gingen die Krawalle im Dresdner Fanblock weiter. Dafür muss der Verein nun geradestehen.

Bei der Zweitrundenpartie in Dortmund (0:2) hatten Dynamo-Anhänger Böller und Raketen gezündet und damit mehrfach einen Spielabbruch provoziert. Zweimal musste die Begegnung unterbrochen werden. DFB-Chefankläger Anton Nachreiner listete dezidiert das mehrfache Zünden von Pyrotechnik und Böller während der 90 Minuten auf. Im Signal Iduna Park hatte es 17 Verletzte, 15 Festnahmen und nach BVB-Angaben einen Sachschaden in Höhe von 100 000 Euro gegeben.

Die Dresdner wehrten sich vehement gegen einen Pokalausschluss und warfen Borussia Dortmund vor, die Sicherheitsbestimmungen und getroffene Absprachen verletzt zu haben. „Ich möchte vorausschicken, dass wir die Fans nicht verteidigen, die Krawallmacher. Wir haben ein evidentes Interesse, dass sie hinter Schloss und Riegel kommen“, sagte Anwalt Christoph Schickhardt. Dresden habe in dieser Saison alleine 1,5 Millionen Euro durch die DFB-Pokalspiele verdient. Die Pokaleinnahmen seien eine grundlegende Voraussetzungen für die wirtschaftliche Sanierung und für die Jugendarbeit des Clubs, gab der Jurist zu bedenken.