Effenberg nimmt erste Niederlage gelassen

Dortmund (dpa) - Der „Tiger“ blieb erstaunlich ruhig. Fast stoisch ertrug Stefan Effenberg die erste Demütigung seiner noch jungen Trainerkarriere.

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In den letzten Minuten der Lehrstunde zog er sich von der Seitenlinie auf die Paderborner Trainerbank zurück und sah nahezu reglos dabei zu, wie sein Team beim 1:7 (1:3) in Dortmund mehr und mehr auseinanderfiel. Aus Sorge um den Gemütszustand seiner Profis schlüpfte der ehemalige Nationalspieler nur wenige Minuten später in die Rolle des Psychologen: „Das Ergebnis ist schon krass. Aber ich habe der Mannschaft gesagt: Kopf hoch! Wir werden in dieser Saison ja kein Team mehr auf diesem Niveau bekommen.“

Gut zwei Wochen nach seinem Amtsantritt beim ostwestfälischen Bundesliga-Absteiger ist der Zauber vorerst verflogen. Anders als bei den bestaunten Siegen in der 2. Liga gegen Braunschweig und Union Berlin verfiel Effenbergs Team beim erwarteten Knockout in der 2. DFB-Pokalrunde in den alten, überwunden geglaubten Trott. Nur beim frühen Führungstreffer durch Srdjan Lakic (21. Minute) gab es am Mittwoch Grund zur Freunde. Doch in den folgenden Minuten dämmerte es Effenberg, welch schwere Mission ihm in Paderborn bevorsteht. Es spricht für die gewachsene Reife des ehemaligen Heißsporns, dass er sich mit öffentlicher Kritik an seinen Spielern zurückhielt: „Wichtig ist, daraus zu lernen und das jetzt abzuschütteln.“

Die Sorge, dass der von Effenberg geschaffene Glaube an die eigene Stärke angesichts der ernüchternden Schlappe schon wieder dahin sein könnte, hielt sich beim SC Paderborn in Grenzen. Kein Profi äußerte Zweifel am mutigen Konzept des neuen Trainers, vor allem im Spiel nach vorn neue Akzente zu setzen. „Wir versuchen mit jedem Training, offensiver zu spielen. Ich denke, dass uns das in der Liga auch guttun wird“, befand Mittelfeldspieler Dominik Wydra.

Wie effektiver Angriffsfußball funktioniert, konnten die chancenlosen Ostwestfalen beim Gegner studieren. Mit den Gegentoren von Adrian Ramos (25.), Gonzalo Castro (30., 58.), Shinji Kagawa (43.), Ilkay Gündogan (55., Foulelfmeter), Lukasz Piszczek (87.) und Henrich Mchitarjan (89.) war Paderborn noch gut bedient. Mit seligem Lächeln kommentierte BVB-Trainer Thomas Tuchel die nächste Gala seiner Mannschaft, die in 19 Pflichtspielen bereits 61 Tore erzielte: „Wir haben 7:1 gegen eine Mannschaft gewonnen, die durch den Trainerwechsel euphorisiert war. Es macht uns stolz, über 70 000 Zuschauern so etwas zu bieten.“

Besonders erfreut war der Dortmunder Fußball-Lehrer über die weiter ansteigende Form von Gonzalo Castro. Nach schwieriger Eingewöhnung wird der im Sommer aus Leverkusen nach Dortmund gewechselte Mittelfeldstratege mehr und mehr zu einer Bereicherung. Der Deutsch-Spanier lieferte am Mittwoch sein bisher bestes Spiel im schwarzgelben Trikot und traf zum 2:1 und 5:1. Zudem bereitete er zwei Tore vor. „Ich bin schon länger hier in Dortmund angekommen, jetzt aber mit diesem Spiel endgültig“, sagte Castro.

Der famose Auftritt des Neuzugangs war Tuchel ein Extralob wert: „Ich finde es bemerkenswert, dass Gonzo es geschafft hat, für sich selber so eine Ruhe zu finden, gleichzeitig sehr ehrgeizig an seiner Form zu arbeiten und sein Ego hinten anzustellen.“

Der peinliche Patzer von Torhüter Roman Bürki, der beim 0:1 durch Lakic den Ball nicht rechtzeitig aus der Gefahrenzone befördert hatte, konnte die gute Laune des BVB-Trainers nicht trüben: „Es ist das Beste, die Sache schnell abzuhaken. Das war ein so außergewöhnlicher Fehler, dass es nur einmal im Jahr passiert.“