Nachtlauf für müde Schwaben nach Pokalsieg
Stuttgart/Jena (dpa) - Erst in der Morgendämmerung waren die letzten Stuttgarter Fußballer in ihrem Bett. Nach dem Pokalerfolg beim Viertligisten FC Carl Zeiss Jena ließ VfB-Trainer Alexander Zorniger seine Elf um 4.00 Uhr nach einer fast fünfstündigen Heimreise im Bus zu einem Nachtlauf auf dem Trainingsplatz antreten.
„Natürlich wäre auch ich gerne aus dem Bus gestiegen und gleich ins Bett gefallen, doch Darmstadt hat einen Tag länger zum Regenerieren und da müssen wir rein aus physiologischer Sicht so handeln“, sagte der Coach vor dem Bundesliga-Duell am Sonntag gegen Aufsteiger SV Darmstadt 98.
Die abgeklärte und über viele Strecken überzeugende Leistung beim Regionalligisten wollte Zorniger nicht überbewerten, wohlwissend, dass es im Pokal jederzeit auch anders hätte kommen können. „Da muss mir nach dem Dienstagabend niemand etwas erzählen. Hier zählte nur das Weiterkommen, mehr nicht. Nachdem wir die Spielkontrolle mit dem frühen 1:0 hatten, hätten wir natürlich mit 2:0 nachsetzen müssen“, sagte der zuletzt als Dickkopf verschriene Coach, weil er vehement an seiner offensiven Spielphilosophie festhält. „Mit einigen Situationen, wie wir sie ausgespielt haben, war ich zufrieden, auch mit der Mentalität, wie wir die Aufgabe hier angegangen sind.“ Letztendlich blieb es bei den Treffern von Martin Harnik (22. Minute und Alexandru Maxim (90.+2/Handelfmeter).
Für das Duell gegen den bislang starken Aufsteiger sieht Zorniger noch einige Arbeit vor sich: „Wir hatten einige Unsicherheiten, da müssen wir weiter an unserem Verantwortungsbewusstsein arbeiten.“ Zudem hofft er, dass von den verletzt fehlenden sieben Akteuren wenigstens die beiden etatmäßigen Sechser Serey Dié und Christian Gentner wieder zur Verfügung stehen. „Nach der Nationalmannschaftspause kommen dann vielleicht auch Mitchell Langerak und Robbie Kruse in den Kader zurück, da haben wir dann bessere Argumente.“
Vor dem Anpfiff mussten die Stuttgarter durch einen „walk of shame“ gehen, wie Stürmer Martin Harnik die Szene beschrieb. Geschützt von Ordnern marschierten die Schwaben vom Mannschaftsbus durch ein Spalier Jenaer Fans zur Kabine. Ansonsten genoss der Österreicher den Pokalabend aber sichtlich. „Es war ein ehrliches Fußballspiel, nicht so steril wie in der Bundesliga. Hier war richtig Stimmung“, sagte er. „Wir müssen das Selbstbewusstsein von heute und vom letzten Spiel, wo das Ergebnis nicht stimmte, mitnehmen. Dann sind wir guter Dinge, dass wir Darmstadt schlagen.“ Klar ist Harnik natürlich, dass es gegen die Hessen deutlich schwieriger wird.
Gegen die „Lilien“, die bereits am Dienstag mit einem 2:1 gegen Hannover 96 ins DFB-Pokal-Achtelfinale eingezogen waren, hat auch Zorniger bislang nicht die besten Erfahrungen gemacht. In der Zweiten Liga unterlag er als Trainer von RB Leipzig am Böllenfalltor mit 0:1. Beim kuriosen Rückspiel, als RB-Keeper Fabio Coltorti in Mittelstürmer-Manier in der Nachspielzeit zum 2:1 einschoss, war Zornigers Engagement in Sachsen bereits beendet.