Gladbach stark: Stindl & Co. sagen Spitze den Kampf an

Hamburg (dpa) - Matchwinner Lars Stindl ballte nach dem 4:1-Pokalsieg beim FC St. Pauli die Faust und sagte nebenbei den Fußball-Bundesliga-Größen den Kampf an.

„Wir wissen, dass bei der Borussia im letzten Jahr Großes geleistet wurde. Daran wollen wir in diesem Jahr anknüpfen - und am Wochenende bei Borussia Dortmund den Anfang machen“, erklärte der Mönchengladbacher Doppeltorschütze am Hamburger Millerntor frech. Auch wenn der Drei-Millionen-Einkauf aus Hannover dies nicht direkt aussprach - die Ankündigung darf durchaus als Kampfansage des Champions-League-Teilnehmers an die Liga-Spitze interpretiert werden.

„Die Jungs haben heute Selbstvertrauen getankt. Jetzt können wir beruhigt nach Dortmund fahren“, erklärte auch Max Eberl. Stindl könnte der erhoffte Glücksgriff des Sportchefs für seinen Top-Mix aus talentierten und routinierten Kräften sein. Erst seit kurzem im Verein, wies er auf St. Pauli seinen Führungsanspruch im Mittelfeld nach. Und das Borussen-Erfolgs-Gen scheint er eh' schon intus zu haben. Angetrieben von dem 26-Jährigen, rauschten die Gäste nach dem Pausen-Rückstand wie ein Hochgeschwindigkeits-Zug über den erst starken, dann fast bemitleidenswerten Zweitligisten hinweg.

Binnen 13 Minuten schossen Stindl und der auch nicht zu bremsende Ibrahima Traoré ein 3:1 heraus (54./56./67.). „Da wurde der Klassen-Unterschied deutlich“, gab St. Pauli-Coach Ewald Lienen zu. Gegen den schnellen Traoré hätten sich seine Akteure „im Eins gegen Eins nicht gut angestellt. Wenn man ihn ins Rollen kommen lässt, ist man zweiter Sieger.“ Nach Thorgan Hazards (86.) Zugabe fiel der Sieg aber zu hoch aus.

Was hatte Erfolgscoach Lucien Favre seinen Akteuren in der Halbzeitansprache gesagt? Lächelnd holte er einen zerknüllten Zettel aus der Sakko-Tasche und hielt diesen in die TV-Kameras. „Das können Sie nicht lesen“, meinte der Schweizer gut gelaunt. Als Trainer müsse man ja immer wieder einige Sachen korrigieren, fügte er an. Um dann doch konkret zu werden: „Heute haben meine Spieler nach der Pause besser, einfacher und vor allem mit mehr Tempo gespielt.“

„Tempo“ war dann auch das Zauberwort des Abends. „Wir haben schneller, mutiger und aggressiver gespielt“, befand Stindl. „Als sie das Tempo angezogen haben, haben wir uns zu viele individuelle Fehler geleistet, die eine Top-Mannschaft ausnutzt“, bekannte Lienen, der acht Jahre Spieler und eine Saison lang Trainer in Gladbach war.

Für seinen Kollegen Favre schloss sich am Montagabend ein Kreis. Beim letzten St. Pauli-Sieg über die Borussia im Februar 2011 saß Michael Frontzeck letztmals auf der Gladbacher Bank. Dann übernahm Favre den damaligen Tabellenletzten, rettete ihn in der Relegation vor dem Abstieg und führte den Club seitdem stetig bergauf - zuletzt direkt in die Fußball-Königsklasse. „Es ist Wahnsinn, was bei uns in den letzten Jahren passiert ist“, meinte Kapitän Tony Jantschke zu dem steilen Aufschwung. Und die Fortsetzung soll ja noch folgen.