Guardiola sieht ein „Finale“ - HSV trainiert unorthodox

Hamburg/München (dpa) - Die Bayern kommen, und jeder erwartet den nächsten K.o. des Hamburger SV. Auch HSV-Coach Joe Zinnbauer gab sich vor dem Pokal-Kracher keinen Illusionen hin.

Foto: dpa

„Wir werden nicht darüber reden, dass wir uns riesengroße Chancen gegen Bayern ausrechnen“, sagte der 44-Jährige vor der ausverkauften Zweitrundenpartie am Mittwoch (20.30 Uhr) und sprach von einem „Gegner von brutaler Klasse“.

Als machtlosen Sparringspartner sieht Zinnbauer seine Mannschaft allerdings auch nicht. Der neue Cheftrainer der Hanseaten erinnerte seine Profis an das Achtungszeichen beim 0:0 gegen die Über-Bayern zu seinem Arbeitsbeginn vor sechs Wochen in der Fußball-Bundesliga. Diese 90 torlosen Minuten bemühte auch Bayern-Coach Pep Guardiola als Warnung für seine favorisierten Titelverteidiger: „Da haben wir gemerkt, wie schwer es in Hamburg ist.“

Der Spanier erklärte die Pokalaufgabe - drei Tage vor dem prestigeträchtigen Liga-Duell gegen Borussia Dortmund - sogar zum „wichtigsten Spiel“ für den deutschen Rekordchampion in der Gegenwart: „Es ist ein Finale. Und der Pokal ist immer gefährlich für die großen Mannschaften.“

Den Gegner baute Guardiola sogar noch ein wenig verbal auf. Ob der HSV für ihn ein Abstiegskandidat sei, wurde er am Dienstag gefragt. Klare Antwort: „Unmöglich! Sie spielen mit Herz.“ Das müsse sich auf Dauer auszahlen, zumal der Trainerwechsel in Hamburg durchaus Wirkung zeige: „Hamburg ist mit dem neuen Trainer sehr aggressiv. Der HSV hat eine gute Mannschaft.“

Namentlich hob er Torjäger Pierre-Michel Lasogga hervor, den es zu kotrollieren gelte: „Er ist ein sehr gefährlicher Stürmer.“ Eine Aufgabe für Weltmeister Jérome Boateng, der nach seiner Erholungspause beim Liga-Topspiel in Mönchengladbach für Mehdi Benatia ins Team zurückkehrt. Der Ex-Römer muss im DFB-Pokal noch eine Sperre aus dem italienischen Cup-Wettbewerb verbüßen. In der Offensive meldete sich zudem Arjen Robben wieder fit.

Guardiola erwartet natürlich einen Sieg seiner Mannschaft, auf deren Leistungen er angesichts der schwierigen Ausgangssituation zu Saisonbeginn bislang „stolz“ sei. Und der Spanier glaubt fest an ein weiteres Bayern-Erfolgsjahr: „Ich denke, es wird eine starke Saison.“

Herausforderer Zinnbauer setzte beim HSV-Training auf unorthodoxe Spielchen, um die 0:3-Niederlage von Berlin aus den Köpfen zu bekommen und die Kommunikation auf dem Feld zu beleben. In einem Trainingsspiel teilte er seinen Kader in zwei Teams auf - dabei durfte eine Mannschaft nur positive, die andere nur negative Kommentare abgeben.

„Wir müssen die Uhr wieder auf Null stellen. Es wird ein anstrengendes Programm, aber im Pokal ist vielleicht doch was drin“, sagte Zinnbauer. Nur eins soll es nicht geben: So eine Klatsche wie beim 0:5 im Volkspark im vergangenen Februar im Pokal-Viertelfinale.

„Das Aggressive, das müssen wir wieder an den Tag legen, deswegen kommt Bayern genau richtig“, hoffte Zinnbauer, dem die Chefetage vor der Partie als Vertrauensbeweis einen Profivertrag bis 2016 gab. Er macht aber keinen Hehl daraus, dass das folgende Heimspiel um Bundesligapunkte gegen Bayer Leverkusen für ihn „im Brennpunkt“ der wichtigen Woche steht.

Gegen den Cup-Verteidiger aus München wird dem HSV Flügelspieler Dennis Diekmeier (Oberschenkelprobleme) fehlen. Amateur Ashton Götz wird sein zweites Spiel von Beginn an machen und vermutlich auf Franck Ribéry oder Weltmeister Mario Götze treffen. Auch Mittelfeldorganisator Valon Behrami muss nach einem Schlag auf die Wade im Hertha-Spiel wohl passen.

U23-Spieler Matti Steinmann bot sich im Training als Alternative auf der Sechs an. Ganz offen ist noch, wie Zinnbauer in Zukunft die beiden Regisseure Rafael van der Vaart und Lewis Holtby einsetzen will. Als der Holländer verletzt war, lief Holtby zu großer Form auf.