Klopp nimmt DFB in die Pflicht: Rasenheizung

Kiel (dpa) - Mit einer Schimpfkanonade auf „Football on Ice“ hat Jürgen Klopp die nationalen TV-Sender aufgescheucht und den Deutschen Fußball-Bund (DFB) unter Druck gesetzt.

„Unter normalen Umständen war dieser Platz nicht zu bespielen. Aber der Schiedsrichter hatte keine Handhabe für eine kurzfristige Absage, weil es ein Live-Spiel im Fernsehen war“, wetterte Jürgen Klopp trotz des standesgemäßen 4:0 (2:0) von Borussia Dortmund im Pokal-Viertelfinale bei Holstein Kiel über die irregulären Platzverhältnisse. Er wolle „ja nicht wie ein schlechter Verlierer“ wirken, ergänzte Sieger Klopp, aber die Verletzungsgefahr sei „zu groß“ gewesen und der DFB daher in der Pflicht.

„Im Winter gehört eine Rasenheizung dazu. Das muss Pflicht sein. Da muss der DFB reagieren. Und wenn es keine Rasenheizung gibt, muss eben woanders gespielt werden“, forderte er. „Man spielt auch nicht Eishockey auf Rasen. Das ist im Profi-Fußball nicht in Ordnung.“ Bayer Leverkusens Trainer Robin Dutt hat Verständnis für die harschen Worte von Klopp. „Es muss erst jemand auf den Kopf fallen, damit sich etwas ändert. Ich kann sowieso nicht verstehen, warum in den Monaten zwischen Mai und August kein Fußball gespielt wird“, sagte der Fußball-Lehrer der Nachrichtenagentur dpa.

Während sich der DFB nach Klopps Tiraden „mit der Frage, ob eine Anpassung der Durchführungsbestimmungen sinnvoll wäre“, beschäftigen will, wies die ARD den Vorwurf vehement zurück, auf die Austragung des Pokalspiels gepocht zu haben. „Unser Einfluss ist null, null Komma null“, erklärte ARD-Sportkoordinator Axel Balkausky auf dpa-Anfrage. „Der Schiedsrichter stimmt sich nicht mit uns ab, und das völlig zu Recht.“

Immerhin 5,79 Millionen Fußballfans hatten das Match im Ersten verfolgt. Balkausky widersprach auch der Vermutung, dass TV-Sender Druck auf Veranstalter von Sportereignissen ausüben, die im Fernsehen gezeigt werden. „Das ist eine große Mär. Wir entscheiden nicht, ob irgendwelche Sportveranstaltungen stattfinden.“

Der TV-Mann betonte, dass für Ausfälle Ersatzprogramme bereit gehalten werden. Bei einer Absage des Kieler Spiels hätte die ARD einen Film gezeigt. Laut Balkausky fallen wegen der Kälte auch Spiele in der 3. Liga aus, die in der ARD-Sportschau am Samstag gezeigt werden sollen. DFB-Mediendirektor Ralf Köttker war um Deeskalation bemüht: „Wir haben durchaus Verständnis und alle das gemeinsame Interesse, die bestmöglichen Bedingungen zu schaffen.“

Die Verantwortlichen der Kieler hatten alles Erdenkliche getan, um nach den Cup-Coups gegen Cottbus (3:0), Duisburg (2:0) und Mainz (2:0) auch das „Spiel des Jahres“ gegen den Meister im kleinen Holstein-Stadion absolvieren zu können. Da die Arena aber über keine Rasenheizung verfügt, wurde wie vor dem Mainz-Spiel im Dezember ein 8000 Quadratmeter großes Klima-Zelt gemietet. Erst drei Stunden vor Anpfiff wurde es entfernt, und das kürzlich frisch verlegte Grün wirkte wie ein Teppich. Allerdings lag in den Nächten zuvor die Temperatur bei minus zehn bis minus 15 Grad, so dass das Spielfeld an einigen Stellen weich und an anderen „wie Beton“ (Klopp) gewesen sei.

„Da brauchst Du in der Mitte Noppen, außen Bürsten - solche Schuhe gibt es gar nicht“, meinte Trainer-Zeugwart Klopp. Seine Asse stellten sich wie von ihrem Trainer gefordert („Notfalls hätten wir auch auf dem Parkplatz gespielt“) den schwierigen Bedingungen und spulten ihr Programm konzentriert und routiniert herunter. Nach Toren von Robert Lewandowski (11.) und Shinji Kagawa (18.) war früh alles klar. Lucas Barrios (80.) und Ivan Perisic (87.) trafen später ebenfalls.

„Der Rasen war gut, das Problem war der Boden darunter. Es war eine Kunst, darauf zu spielen. Aber wir haben den Platz angenommen, weil wir unbedingt zum Pokalfinale nach Berlin wollen“, sagte Nationalspieler Mats Hummels. Er blieb auch auf rutschigen Geläuf standfest. Das gilt auch für seine Meinung, dass der BVB sein erstes Double der Club-Geschichte anstrebt. „Wenn man in zwei Wettbewerben vorne dabei ist, sollte man auch das Ziel haben, beide zu gewinnen.“