DFB-Pokal Last Exit Lotte gegen Dortmund?

Fünf gute Gründe für Fußballfreunde, den Sportfreunden Lotte gegen Borussia Dortmund die Daumen zu drücken.

Foto: Härringer

Lotte. Der Drittliga-Neuling gegen eine internationale Top-Adresse: Sportfreunde Lotte gegen Borussia Dortmund. Das Viertelfinalspiel an diesem Dienstag (20.45 Uhr) ist eines der Duelle, die den DFB-Pokal populär gemacht haben. Wir kennen fünf Gründe, warum Fußball-Liebhaber den Sportfreunden aus dem Tecklenburger Land die Daumen drücken dürfen.

Die Gründe eins bis drei:

...weil Überraschungen immer seltener werden. Der moderne Fußball sichert die Favoriten ab vor den hässlichen Niederlagen gegen die Kleinen. Setzlisten, Gruppenphasen und die ungerechte Verteilung der TV-Gelder machen die Großen immer größer. Nur im Pokal geht es in 90 (oder 120 Minuten) um Hopp oder Topp. Das ist Fußball in seiner reinsten Form: Alles ist möglich. Die Sportfreunde Lotte haben das gleich dreimal bewiesen — am Autobahnkreuz hieß für Werder Bremen, Bayer Leverkusen und TSV München 1860 „Last Exit“. In den letzten zehn Jahren erreichten nur sechs Drittligisten das Viertelfinale, in der Dekade davor waren es noch zehn. Also: Es wird Zeit für einen Kleinen im Halbfinale!

...weil sich ein Verein nirgendwo so schön für seine Aufbauarbeit belohnen kann. Vor 30 Jahren spielten die Sportfreunde in der Bezirksliga, als Obmann Manfred Wilke — einst ein cleverer Stürmer, der es beim OSV Hannover bis in die 2. Liga Nord brachte — den Aufstieg einleitete — mit Fachwissen, Herzblut und auch ein paar Geldspritzen. Und vor allem Geduld und Hartnäckigkeit, denn in jeder Klasse scheiterten die Lotter mehrfach knapp, ehe der Sprung in die nächste Etage gelang. Nach den Aufstiegen in die Landesliga (1990), die Verbandsliga (1996) und die Oberliga (2004) und sahen viele den kleinen Club aus der kleinen 14000-Einwohner-Gemeinde mit dem kleinen Stadion, das lange nur ein Sportplatz war, in der Regionalliga (2008) am Ende seiner Möglichkeiten. Doch dann schoben sich die Sportfreunde in die Spitzengruppe vor, hätten 2013 um ein Haar RB Leipzig den Aufstieg vermasselt und schafften im letzten Sommer mit einer beeindruckenden Leistung gegen den favorisierten Ex-Bundesligisten Waldhof Mannheim den Sprung in die 3. Liga. Das wurde bundesweit noch eher beiläufig registriert, doch mit jeder erfolgreichen Pokalrunde stieg der Sympathie-Pegel für „Tante Lotte“.

...weil gute Trainer nicht nur aus den Nachwuchsleistungszentren der Großvereine kommen. Ismail Atalan hat sich hochgearbeitet, angetrieben von seiner Leidenschaft für den Fußball. „Irgendwann merkte ich: Mensch, Du kannst das! Und seitdem habe ich auf die Karte Fußball gesetzt.“ Für den jungen Atalan war Fußball nur ein Hobby, es fehlte dem Sohn kurdischer Flüchtlinge an Disziplin und Ehrgeiz, deshalb reichte es für den Stürmer nur für die Verbandsliga. Seine erste Trainerstation, mit Ende 20: Die Kreisliga-Reserve des 1. FC Gievenbeck in Münster. Der Abiturient arbeitete als Versicherungskaufmann, lebte aber für den Fußball. C-Lizenz, B-Lizenz, Vorträge, Fachliteratur, und im Urlaub schaute er Profiteams beim Training zu. Davensberg, Beckum, Lotte — mit jedem Vereinswechsel ging es nach oben. Für den Fußballlehrer-Lehrgang 2016/17 war er nicht zugelassen worden, doch mit dem Aufstieg in die 3. Liga verschaffte er sich eine Wild-Card — im Moment steckt er im Prüfungsstress