Reiz der Gegensätze Reizvolle Duelle: DFB-Pokal gewinnt an Wertschätzung
Düsseldorf (dpa) - Finanziell attraktiv, sportlich reizvoll - der lange Zeit als reformbedürftig geltende DFB-Pokal hat an Wertschätzung gewonnen.
Dank der Entscheidung im vergangenen Herbst, den Wettbewerb nicht zu verändern, können die kleinen Vereine auch weiter von einem Duell gegen die Großen träumen. Dieser Reiz der Gegensätze kommt in diesem Jahr besonders beim SV Drochtersen/Assel zum Tragen. „Es ist ein Jahrhundertspiel. So etwas hat es hier noch nie gegeben. Die Menschen sind Feuer und Flamme,“ schwärmte Drochtersens Bürgermeister Mike Eckhoff voller Vorfreude auf die Partie am Samstag gegen den Branchenführer FC Bayern München.
Der Viertligist aus Niedersachsen hat für die erste Runde des Wettbewerb an diesem Wochenende das große Los gezogen. Erste Überlegungen, in das Millerntor-Stadion des Zweitligisten FC St. Pauli umzuziehen, wurden schnell verworfen. „Wir wollen für die Menschen und die Region ein Spiel, was in Erinnerung bleibt“, sagte Vereinspräsident Rigo Gooßen. Deshalb wurde die Kapazität des eigentlich nur 3000 Fans fassenden Kehdinger Stadion durch Zusatztribünen auf 7500 Plätze erhöht.
Auch wenn vor der Kirche St. Johannis und Katherinen in Drochtersen ein Plakat mit der Aufschrift „Wir glauben an Wunder“ steht, ist ein Knockout der Bayern eher unwahrscheinlich. Schließlich scheiterten die Münchner letztmals vor 24 Jahren in der 1. Pokal-Runde. Andere Erstligisten waren da weit weniger konstant. In den vergangenen neun Spielzeiten ereilte insgesamt 30 Vereine aus dem Fußball-Oberhaus das frühe Aus. Dass alle 18 Clubs den Start in den Wettbewerb schadlos überstanden, ist immerhin zehn Jahre her.
Die Diskussion, Top-Teams erst später ins Rennen zu schicken, ist inzwischen verstummt. „Klar wäre es schön, wenn wir mal eine Englische Woche weniger hätten. Aber wir können am Ende des Tages gut mit dem Pokalmodus leben“, sagte Leverkusens Sport-Geschäftsführer Rudi Völler vor der Partie der Bayer-Elf beim 1. CFR Pforzheim den „Badischen Neuesten Nachrichten“. Höhere Einnahmen trugen zur größeren Akzeptanz bei. Immerhin kann der Pokalsieger mit bis zu zehn Millionen Euro rechnen. Insgesamt schüttet der DFB bis zum Halbfinale rund 52 Millionen Euro aus.
Wie schon in den vergangenen Jahren müssen diverse Amateurclubs aufgrund fehlender Infrastruktur und zu geringer Zuschauerkapazität umziehen. Betroffen sind diesmal der SV Linx (gegen Nürnberg in Kehl), SV Rödinghausen (gegen Dresden in Lotte), TuS Dassendorf (gegen Duisburg in Bergedorf), TuS Erndtebrück (gegen den HSV in Siegen), BFC Dynamo (gegen Köln im Berliner Olympiastadion) und BSC Hastedt (gegen Mönchengladbach in Bremer Weserstadion, Platz 11). Aus ähnlichen Gründen wird der Videobeweis erst ab dem Viertelfinale eingesetzt. Der technische, organisatorische und finanzielle Aufwand wäre in vielen Amateur-Stadien zu groß.
Vor den vermeintlich schwersten Aufgabe stehen Borussia Dortmund und der FSV Mainz. Als einzige Bundesligisten müssen sie gegen Zweitligisten antreten. Die Mainzer treffen am Samstag auf den Drittletzten Erzgebirge Aue an. Der BVB bekommt es am Montag unter der Regie seines neuen Trainers Lucien Favre mit dem Tabellendritten SpVgg Greuther Fürth zu tun.
Wie knifflig eine Partie bei den Franken werden kann, bekam die Borussia im Halbfinale 2012 zu spüren, als Ilkay Gündogan erst in der letzten Minute der Verlängerung der 1:0-Siegtreffer gelang. Sebastian Kehl, der damalige BVB-Profi und neuer Leiter der Lizenzspielerabteilung hofft auf ein erfolgreiches Pflichtspiel-Debüt von Favre: „Es wird eine Herausforderung, aber wir sind stark genug. Wir brauchen ein Erfolgserlebnis, um anschließend gut in die Bundesliga-Saison zu starten.“