„Nur nicht blamieren“ - Pokal wird ernst genommen
Düsseldorf (dpa) - Vorsicht Stolpergefahr! Wenn die Bundesliga-Clubs am Wochenende beim DFB-Pokal-Auftakt in die Saison starten, drohen wieder unliebsame Überraschungen in der Provinz. Vor Jahresfrist erwischte es gar sechs Bundesligisten zum Auftakt.
So ist erhöhte Wachsamkeit gefragt, auch wenn die Gegner Rehden, Illertissen oder Nöttingen heißen. Insbesondere Werder Bremen - einst Dauergast beim Finale in Berlin - möchte beim Drittligisten 1. FC Saarbrücken am Sonntag nicht ein drittes Fiasko in Serie erleben. Für den neuen Trainer Robin Dutt ist es zugleich der Einstand als Nachfolger von Werder-Urgestein Thomas Schaaf. Und auch Startrainer Pep Guardiola steht mit Titelverteidiger und Rekordsieger FC Bayern München vor seinem ersten richtigen Pflichtspiel.
Dass der Dorfclub BSV Rehden dabei nur Durchgangsstation auf dem Weg zum 17. Pokal-Sieg ist, steht für Karl-Heinz Rummenigge außer Frage. „Die erste Runde werden wir schon überstehen“, sagte der Bayern-Boss vor dem Duell mit dem Verein aus der 1800-Seelen-Gemeinde aus dem Landkreis Diepholz in Niedersachsen und fügte hinzu: „Wir wollen wieder nach Berlin und unseren Titel verteidigen.“
Titel, Titel, Titel - das ist der Auftrag für Heynckes-Nachfolger Guardiola. Die Niederlage gegen Rivale Borussia Dortmund im Supercup soll nur ein Schönheitsfehler bleiben. Beim Gewinn des Audi-Cups am Donnerstag durften die Bayern indes schon wieder jubeln. Für Gegner Rehden, das nach Osnabrück umzieht, ist es indes so oder so das große Los. 387 000 Euro streicht der Viertligist dank der TV-Live-Übertragung am Montag ein.
135 Kilometer weiter trifft Bayern-Rivale Dortmund am Samstag auf den SV Wilhelmshaven, ebenfalls ein Club aus der Regionalliga Nord. „Seit Mittwoch ist wahrscheinlich der Rasen nicht mehr gemäht worden. Jeder Zweikampf wird wie ein Tor gefeiert. Das sind Dinge, die zum Pokal dazugehören und die es für die Favoriten nicht angenehmer machen“, erklärt Trainer Jürgen Klopp, der mit dem BVB schon zweimal eine böse Überraschung erlebt hatte. In den Spielzeiten 2009/10 und 2010/11 gab es Niederlagen gegen die Drittligisten VfL Osnabrück und Kickers Offenbach.
Besonders gern blamiert sich auch der Hamburger SV. Die Niederlagen in Eppingen und Geislingen sind legendär, in der vergangenen Saison gab es mit dem 2:4 beim Karlsruher SC schon die siebte Pleite gegen einen „Kleinen“. Und nach dem 0:4 im Testspiel bei Dynamo Dresden hängt bei den Hanseaten ohnehin der Haussegen schief. „Der HSV hat einen großen Namen. Wir können uns nicht immer blamieren“, schimpfte Trainer Thorsten Fink. Die Gefahr einer weiteren Lachnummer ist beim Fünftligisten SV Schott Jena aber nicht allzu groß. Immerhin darf der Debütant im DFB-Pokal daheim im Abbe-Sportfeld spielen. Die Austragung war lange Zeit gefährdet, nachdem das Hochwasser den Platz überflutet und schwere Schäden angerichtet hatte. Nach der Demontage der höchsten Flutlichtanlage Europas gab es aber grünes Licht für das Spiel.
Neben Jena betreten sechs weitere Clubs erstmals die Pokal-Bühne: Der FV Illertissen, FSV Optik Rathenow, SV Lippstadt 08, Sportfreunde Baumberg, SG Aumund-Vegesack und die Neckarsulmer SU, die als Sechstligist der klassentiefste Verein in diesem Jahr ist und den 1. FC Kaiserslautern empfängt. Lippstadt trifft auf Champions-League-Starter Bayer Leverkusen, und da nimmt Trainer Sami Hyypiä die Begegnung besonders ernst. Beim Duell in der Regionalliga West gegen die Zweite von Bayer am vergangen Wochenende (1:1) war Hyypiä, der vor seinem ersten Pflichtspiel als alleiniger Chefcoach steht, persönlich vor Ort. Sein Kollege Mirko Slomka orderte vor dem Spiel von Hannover 96 bei Victoria Hamburg gar ein Geheimtraining an.
Die Ernsthaftigkeit ist also zurück, auch bei 1899 Hoffenheim. Im vergangenen Jahr begann die Katastrophen-Saison mit dem 0:4 beim Berliner AK. Nun ließ Trainer Markus Gisdol mit den Bällen aus der Bremen-Liga trainieren, damit es in Aumund-Vegesack am Samstag nicht wieder ein böses Erwachen gibt. Die große Hitze sollte dabei den Proficlubs in die Karten spielen. Und schließlich ist der Pokal der schnellste Weg nach Europa. Sechs Siege sind nur nötig, manchmal reichen auch fünf wie beim Vorjahresfinalisten VfB Stuttgart. Die Schwaben sind zumindest geografisch wieder am Ziel der Träume, ihr Erstrundengegner ist am Sonntag der Berliner FC Dynamo.