Obacht Leverkusen: „Pokalgeist“ ist in Magdeburg daheim
Magdeburg (dpa) - Der 1. FC Magdeburg ist das, was der Volksmund eine „Pokal-Mannschaft“ nennt. Sieben Finalteilnahmen zu DDR-Zeiten - sieben Siege. Dazu kommen sechs Erfolge nach der Wende im Landespokal Sachsen-Anhalt.
Und natürlich als Krönung der einzige Sieg eines DDR-Clubs im Europapokal 1974 durch ein 2:0 gegen den AC Mailand in Rotterdam. Alles olle Kamellen? Mitnichten. Der besondere Pokalgeist hat in Magdeburg ein Zuhause. Das könnte am Mittwochabend auch Bayer Leverkusen beim Viertligisten zu spüren bekommen, wenn sich die Werkself nicht zu 100 Prozent auf den Gegner einlässt.
Dass man das kann, bewiesen die Rheinländer am 10. September 1993. Da kam man ins baufällige Ernst-Grube-Stadion und schoss den Gastgeber Magdeburg in der dritten Pokalrunde mit 5:1 ab. Mittlerweile spielt der FCM in der modernen MDCC-Arena, die 24 500 Zuschauern Platz bietet. Und die stehen wie eine Wand hinter ihrer Mannschaft, vor allem dann, wenn es gegen klar favorisierte Kontrahenten geht. Das bekam in Runde eins der Erstligist FC Augsburg zu spüren, den die Bördestädter mit 1:0 ausschalteten.
Das macht Magdeburg auch gegen den nächsten großen Gegner Mut. „Der Trainer wird uns perfekt einstellen“, versichert Christian Beck, der Siegtorschütze gegen Augsburg. „Es ist wichtig, mit einer positiven Grundstimmung in das Spiel gehen zu können“, gibt Coach Jens Härtel vor. „Wir haben eine Minimalchance. Dazu muss aber alles zusammenpassen.“
Für den Regionalligisten ist der DFB-Pokal ein willkommenes und dankbar angenommenes Zubrot. Denn im Liga-Alltag lief es in dieser Saison alles andere als rund, der Club ist Zehnter, gewann zuletzt fünf Spiele hintereinander nicht. Erst am Samstag kam der Befreiungsschlag durch ein 6:0 bei Aufsteiger und Überraschungsteam Budissa Bautzen.
Leverkusen nimmt die Pflichtübung nicht auf die leichte Schulter. „Magdeburg ist ein absoluter Traditionsverein, der das Ziel hat, auf lange Sicht hin wieder national eine Rolle zu spielen“, sagte Trainer Roger Schmidt. „Sie haben eine spielstarke und sehr disziplinierte Mannschaft, die definitiv im Offensivspiel über einige Waffen verfügt. Vor allem nach Standards kreieren sie viele Torchancen.“ Auch wenn es gegen einen Regionalligisten geht, werde es eine ganz knifflige Aufgabe.
Bayer muss ohne drei verletzte Stammspieler antreten. Kapitän Simon Rolfes, Gonzalo Castro und Stefan Reinartz stehen Schmidt nicht zur Verfügung. „Wir haben drei wichtige Auswärtsspiele vor der Brust. Natürlich ist es da eine Option, dem einen oder anderen eine Pause zu gönnen“, kündigte der Coach an. Nationalspieler Karim Bellarabi ist einer der Kandidaten.
Auch wenn der abgegriffene Vergleich David gegen Goliath auf dieses Aufeinandertreffen passt wie kaum ein anderer: Ein Blick in die Vereinschronik könnte Magdeburg zusätzliche Motivation geben. In der DFB-Pokalsaison 2000/2001 bezwang der FCM erst den 1. FC Köln, dann den FC Bayern München und den Karlsruher SC. Erst der FC Schalke 04 beendete im Viertelfinale den „Pokal-Lauf“ der Magdeburger.