Offenbach nach Pokal-Sensation im Freudentaumel

Offenbach (dpa) - Solch eine Partystimmung hatte es auf dem Bieberer Berg schon lange nicht mehr gegeben. Die Pokal-Sensation gegen den FC Ingolstadt sorgte beim Viertligisten Kickers Offenbach nach Insolvenz und Zwangsabstieg endlich wieder für ausgelassenen Jubel.

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„Es war unglaublich, ein Wahnsinnsspiel. Ein Riesenkompliment an die Mannschaft, die bis zum Letzten gefightet hat und teilweise stehend K.o. war“, lobte Kickers-Trainer Rico Schmitt seine völlig ausgelaugten Pokal-Helden nach dem 4:2 im Elfmeterschießen.

Der Einzug in die 2. Runde des DFB-Pokals lässt die garantierten TV-Einnahmen für die finanziell arg gebeutelten Hessen auf mehr als 400 000 Euro ansteigen. „Das ist sehr wichtig und lässt uns bedeutend ruhiger schlafen“, sagte Präsident Claus-Arwed Lauprecht. Freuen dürfen sich auch die zahlreichen Gläubiger, die Anfang Juni den Insolvenzplan für den vor einem Jahr noch mit rund 14 Millionen Euro verschuldeten Traditionsverein annahmen und 25 Prozent der außerplanmäßigen Einnahmen erhalten.

„Wir haben keinen Strom, wir haben kein Geld, wir sind der geilste Klub der Welt“, sangen die 7300 euphorisierten OFC-Fans und feierten ihre Schützlinge, die in dem zweistündigen Krimi mit Happy End teilweise über ihre Grenzen gegangen waren. „Das war unmenschlich. Ich habe das Gefühl, dass ich einen Marathon in den Beinen habe“, schilderte Mittelfeldspieler Christian Cappek.

Rund 75 Minuten mussten die Kickers gegen die zwei Klassen höher angesiedelten Gäste in Unterzahl spielen, weil Sascha Korb kurz nach dem Wechsel mit Gelb-Rot vom Platz geflogen war. Doch mit „Leidenschaft und Herzblut“, wie Torhüter Daniel Endres feststellte, wurde das 0:0 gehalten.

Im Elfmeterschießen parierte Endres den Schuss von Pascal Groß. Die Offenbacher zeigten keine Nerven und nachdem auf Ingolstädter Seite auch noch Danny da Costa verschossen hatte, machte Klaus Gjasula den Pokal-Coup perfekt. „Als ich zum Punkt gegangen bin, hatte ich schon Herzrasen“, sagte Gjasula und fügte ergriffen hinzu: „Was heute hier los war - davon träumt man schon als Kind. Das sind Emotionen pur.“

Auch Stürmer Markus Müller staunte über die Atmosphäre am Bieberer Berg. „Was hier abgeht, habe ich noch nicht erlebt. Jetzt weiß ich, warum Offenbach immer für eine Pokal-Überraschung gut ist.“ Die strebt der Regionalligist auch in Runde zwei an. Vor der Auslosung am Samstag träumt Innenverteidiger Giuliano Modica schon von einem Derby gegen den großen Nachbarn aus Frankfurt: „Ich wünsche mir natürlich die Eintracht.“