Trotz HSV-Verkrampfung: „Gelassenheit“ bei Slomka
Cottbus (dpa) - Es rumpelt immer noch beim Krisenclub der Vorsaison. „Ich hätte mir von meiner Mannschaft gewünscht, dass sie das souveräner runterspielt“, erklärte Mirko Slomka, Trainer des Hamburger SV, nach dem mühevollen Sieg im Elfmeterduell beim Fußball-Drittligisten Energie Cottbus.
Der Pokalauftritt zeigte: Noch immer wirkt die Verunsicherung aus der vergangenen Spielzeit nach. „Man hat gemerkt, man muss erstmal reinkommen. Deshalb ist der Sieg so wichtig, weil wir mit einem guten Gefühl nach Hause fahren“, meinte ein erleichterter Slomka, für den das 4:1 im Elfmeterschießen nach 2:2 in 120 Minuten der erste Pflichtspiel-Auswärtssieg als HSV-Coach überhaupt war.
Am guten Gefühl konnte auch die holprige Rückreise nach Hamburg nichts ändern. Da das gecharterte Flugzeug einen Defekt hatte und nicht wie geplant kurz nach dem Spiel in der Lausitz nach Hamburg starten konnte, musste der HSV-Tross die Heimreise per Bus antreten. Nach rund 420 Kilometern Fahrstrecke war die Dienstreise erst am frühen Dienstagmorgen zu Ende. Statt des angesetzten Auslaufens gab Slomka seinen Profis frei.
„Es war wichtig für die Moral. Wir haben gezeigt, dass wir nach einem Rückschlag zurückkommen können“, wertete Schlussmann René Adler, der mit zwei gehaltenen Elfmetern den Abend vor 16 384 Fans im Stadion der Freundschaft entschieden hatte, die erste Pokalrunde positiv. „Aber wir haben zu viele Fehler gemacht. Wir müssen unsere Lehren daraus ziehen“, mahnte Adler. „Wir wussten, dass es schwer wird. Aber dass es so schwer wird, hatten wir uns nicht vorgestellt“, räumte Kapitän und Freistoß-Torschütze Rafael van der Vaart ein.
„Viele wichtige Erkenntnisse“ nahm Slomka mit für den Bundesligastart am Samstag beim Aufsteiger 1. FC Köln. Der von Hertha BSC für 8,5 Millionen Euro endgültig verpflichtete Torjäger Pierre-Michel Lasogga bestand in Cottbus nach erneuter Verletzungspause den Härtetest. Mit Tolgay Arslan kam in der zweiten Halbzeit neuer Schwung ins HSV-Spiel. Und der Schweizer WM-Spieler Valon Behrami, als einziger echter Neuer in der Startelf, bekam von Slomka auch erstes Lob. „Das bringt uns ein bisschen die Gelassenheit, die wir brauchen auswärts in Köln“, meinte der Trainer.
Womöglich kann Slomka bald eine weitere Verstärkung begrüßen. Nach übereinstimmenden Medienberichten wird der brasilianische Innenverteidiger Cleber nach Hamburg kommen. Laut Kicker-online soll der 23 Jahre alte Innenverteidiger von Corinthians Sao Paulo, dessen Marktwert auf knapp zwei Millionen Euro taxiert ist, nach bestandenem Medizin-Check einen Vierjahresvertrag beim Bundesliga-Dino unterzeichnen. Vom HSV gab es hierzu zunächst keine Bestätigung. Cleber könnte den wegen eines Innenbandrisses noch länger fehlenden Gojko Kacar ersetzen.
Die Neuzugänge Nicolai Müller (kam für 4,5 Millionen Euro vom FSV Mainz) und Zoltan Stieber (für 1,3 Millionen Euro aus Fürth), die in der ersten DFB-Pokalrunde noch verletzungsbedingt fehlten, hoffen auf ihren Einsatz zum Ligastart. Dass es bei den hochmotivierten Kölnern einer Leistungssteigerung bedarf, ist allen Hamburgern klar. „Wir haben uns das Leben selbst schwer gemacht“, sagte Kopfball-Torschütze Heiko Westermann zum Spiel beim Zweitliga-Absteiger Energie.
In der Meisterschaft hat der HSV seit 4. April kein Spiel mehr gewonnen, einschließlich der glücklich verlaufenen Abstiegs-Relegation gegen Greuther Fürth. Das Team muss anders als in Cottbus die „Stabilität und Sicherheit“ auf den Platz bringen, „die wir uns in den Trainingswochen erarbeitet haben“, forderte Slomka.