Pokal-Trophäe: Klopp erbeutet „Löwen“-Trikot
München (dpa) - Der erste Weg von Jürgen Klopp nach dem 120-minütigen Pokal-Kraftakt führte zu den gefeierten Verlierern. Der Trainer von Borussia Dortmund wollte sich nach dem 2:0-Erfolg nach Verlängerung beim Zweitligisten TSV 1860 München unbedingt noch seine ganz persönliche Trophäe sichern.
Also steuerte er auf „Löwen“-Profi Rob Friend zu und bat diesen um sein Trikot. „Jetzt habe ich ein Wiesn-Outfit, falls ich da mal hingehe“, klärte Fußballlehrer Klopp seinen ungewöhnlichen Beutezug später launig auf.
Das Dress im weiß-blauen Trachtendesign hatten die „Löwen“ exklusiv für ihr Spiel des Jahres gegen den Bundesliga-Tabellenführer während des Oktoberfestes entworfen. „Es ist gelungen, und Rob Friend ist der einzige, der ungefähr meine Konfektionsgröße hat“, erzählte Klopp, für den es am Ende doch noch ein rundum gelungener Pokalabend war. „Wir wollten weiterkommen, haben das getan, alles gut“, resümierte er. „Wir wissen auch, dass wir viel besser spielen können“, gestand Nationalspieler Marco Reus, der beste Dortmunder.
Siege im Stadion des Erzrivalen Bayern München sind für den BVB stets besonders schön, auch wenn der Gegner diesmal „nur“ 1860 hieß. „Hier regiert der BVB“, skandierten die mitgereisten Fans lauthals - aber erst nach dem erlösenden 1:0. Mit einer aufopferungsvollen Abwehrschlacht ärgerten die Löwen den „übermächtigen Gegner“ (1860-Coach Friedhelm Funkel) 105 Minuten lang. Dann konnte der entkräftete Dominik Stahl Nationalspieler Reus im Strafraum nur noch mit einem Foul stoppen. Elfmeter und Rote Karte - das war's.
Pierre-Emerick Aubameyang traf vom Punkt. Und Henrich Mchitarjan legte gegen zehn Löwen nach einem feinen Konter sofort das 2:0 nach (107.). „Ich hätte die Tore nur gerne während der regulären Spielzeit gesehen“, lautete Klopps einziger Kritikpunkt nach „einem Spiel mit handballähnlichen Zügen“, wie Dortmunds Sportdirektor Michael Zorc bemerkte. Zorc dachte gleich an die kommenden Aufgaben: „Ich hoffe, das Spiel gibt uns Rückenwind für Freiburg und Marseille.“
Allein vier Pfosten- oder Lattentreffer seiner Elf zählte Klopp. „So etwas passiert auch nicht alle Tage“. Dazu habe man einige „Chancen verdaddelt“, bemerkte Klopp und dachte dabei wohl besonders an die Riesenmöglichkeit von Robert Lewandowski (57.). Der indisponierte Pole deutete nach Spielende immerhin an, dass sein erwarteter Wechsel zum FC Bayern Anfang 2014 verkündet werden dürfte. Dann könne er „auch offiziell den neuen Vertrag unterschreiben“.
Der neue 1860-Coach Friedhelm Funkel hatte mit einer extremen Defensiv-Taktik das aus seiner Sicht einzig probate Mittel gegen den Champions-League-Finalisten gewählt: „Wir wollten tief stehen. Wenn man Dortmund Raum lässt, wird man abgeschossen.“ Das konnten die Löwen vor 71 000 Zuschauern in der ausverkauften Allianz Arena mit riesigem Einsatz und dem nötigen Glück lange verhindern.
Und auch wenn der erhoffte „lucky punch“ bei den wenigen eigenen Angriffen ausblieb, hatte dieses Pokalspiel am Ende zwei Gewinner - Dortmund und 1860. „Es ist eine Niederlage, mit der man auch mal leben kann“, resümierte Funkel stolz: „Wichtig war, für gute Stimmung im Stadion zu sorgen.“ Diese sei „gigantisch“ gewesen, schwärmte Torjäger Benny Lauth (32): „Ich hoffe, ich darf das noch ein paar Mal erleben.“ Und zwar nach dem angestrebten Bundesliga-Aufstieg.