Pokalschreck Kickers Offenbach schlägt wieder zu
Offenbach (dpa) - Im Feiern von Pokal-Sensationen ist der Favoritenschreck mittlerweile geübt. Auch nach dem 2:0-Sieg gegen Union Berlin warfen sich die Spieler von Kickers Offenbach solange übereinander, „bis es immer mehr wehtat“, wie der Torschütze Mathias Fetsch hinterher gestand.
Die Fans des OFC schickten dazu einen schönen Gruß an den längst ausgeschiedenen Rivalen aus Frankfurt: „Seht ihr Eintracht, so wird das gemacht!“
Genau wie 2010 hat der Fußball-Drittligist völlig überraschend das Achtelfinale des DFB-Pokals erreicht. Die erschreckend harmlosen Berliner waren nach dem VfL Bochum, dem späteren deutschen Meister Borussia Dortmund und der SpVgg Greuther Fürth bereits der vierte höherklassige Club in nur zwei Jahren, der auf dem gefürchteten Bieberer Berg aus dem Wettbewerb flog. „Hut ab, Kickers Offenbach“, sagte OFC-Trainer Arie van Lent dazu in seiner trockenen Art. Auch Kapitän Sead Mehic, der mit seinen 37 Jahren bei allen vier großen Siegen dabei war, meinte: „Auf so etwas können wir stolz sein.“
Der DFB-Pokal und Kickers Offenbach - das ist schon seit mehr als 40 Jahren eine ganz besondere Erfolgsgeschichte. 1970 gewann der krasse Außenseiter den Wettbewerb sogar. 1990 stand er als Drittligist immerhin im Halbfinale. Im Liga-Alltag hat der vor den Toren Frankfurts noch immer heiß geliebte Traditionsverein mit diesen Erfolgen allerdings nur selten Schritt halten können. Seit 2008 läuft der OFC mittlerweile der Rückkehr in die 2. Liga hinterher.
Und so speisen sich die vielen Pokal-Überraschungen immer auch aus der Sehnsucht, wieder dazuzählen zu wollen zum Kreis der ganz Großen. „Wir wollen da auch hin, das wissen alle“, meinte Verteidiger Markus Husterer und zeigte dabei Richtung Kabine von Union Berlin.
Das Erreichen des Achtelfinals im Pokal bringt den Offenbachern noch einmal eine Garantie-Einnahme von mehr als 500 000 Euro. Das Geld kann der Verein dann im Winter womöglich für weitere Verstärkungen im Aufstiegsrennen ausgeben. Schon vor dieser Saison kam der eine Torschütze (Fetsch/74.) zusammen mit Julius Reinhardt von Zweitliga-Spitzenreiter Eintracht Braunschweig. Den anderen (Stefan Vogler/85.) holte der OFC ein Jahr zuvor aus Fürth.
Ihre Ambitionen haben die Kickers mit solchen Transfers klar dokumentiert. Nun haben sie nur noch das kleine Problem, dass sich die Spieler bei der Frage nach ihrem Wunschgegner im Pokal nicht ganz einig sind. „Braunschweig ist ja leider raus“, meinte Fetsch, der jetzt auf seinen zweiten Ex-Verein 1860 München hofft. Und Husterer? „Ich wünsche mir immer den FC Bayern“, meinte der. „Das habe ich nach jedem Sieg im DFB-Pokal gesagt. Hoffentlich klappt es diesmal.“