Robert Lewandowski: Pokal zum Abschied?
Der Pole schenkt Dortmund den Pokal zum Abschied, glaubt Redakteur Christoph Elles.
Dortmund. Typen wie Robert Lewandowski gelten in Fankreisen eigentlich als Verräter. Sie wechseln der Kohle wegen zum ärgsten Konkurrenten und ziehen sich dessen Trikot über. Auf einem Terrain, das für uns Fans mit Herzblut getränkt ist, sind sie kühle Söldner.
Was dieser Vertrauensbruch in den Augen der Dortmunder Südtribüne bedeutet, musste zuletzt Mario Götze erfahren. Er, der doch angeblich Ur-Borusse war, hatte sich aufgrund einer Ausstiegsklausel quasi über Nacht gen München fort geschlichen. Bei seiner Rückkehr wurde er gnadenlos ausgepfiffen.
Robert Lewandowski wird das nicht passieren — obwohl sein Abgang nach Bayern auf den ersten Blick viel schmutziger war als der von Götze. Noch vor einigen Monaten wirkte er wie der Schmierendarsteller in einem beispiellosen Wechseltheater. Seinerzeit kochte die Fanseele, dem polnischen Stürmer wurden sogar die Autoreifen zerstochen. Nichtsdestoweniger trug Lewandowski in der neuen Saison wieder schwarz-gelb. Und tat das, was er immer getan hatte: rennen, kämpfen, Bälle behaupten, Buden machen.
Der Pole gehört zu jenen Spielern, die mit ihren Aktionen Raunen auf den Rängen erzeugen. Selbst die altgedienten Mecker-Rentner auf den Tribünen können sich an keinen besseren Stürmer im BVB-Trikot erinnern. Am Ende war Lewandowski Torschützenkönig. Die Antwort auf die Schlagzeilen und Anfeindungen hatte er 50 Spiele lang auf dem Platz gegeben. Statt die eingeschnappte Diva zu geben, erwies sich der Pole als mustergültiger Profi.
Seine Hingabe für den Club zeigt er nicht durch alberne Showeinlagen. Er käme nie auf die Idee, das Vereinslogo zu küssen. Lewandowski weiß, dass Fußball ein Geschäft ist — er ist der Prototyp einer modernen Sportler-Ich-AG. So widersinnig es klingt, auch das ist ein Grund für die ungebrochene Dortmunder Fanliebe, die ihm entgegen schlägt: Anders als Götze hat er den Leuten nie etwas vorgemacht. Ehrlichkeit wird im Ruhrpott geschätzt.
Zum Spieler und zum Typen Robert Lewandowski kann man den Bayern nur gratulieren. Morgen Abend allerdings wird er sie ein letztes Mal vor Probleme stellen — wie beim legendären 5:2 im Finale 2012, als er ihnen drei Tore einschenkte. Ob das wieder gelingt, hängt von vielen Faktoren ab. Doch eins ist klar: Robert Lewandowski wird in seinem schwarz-gelben Trikot alles geben — bis zur letzten Minute.