Rückkehr eines Vergessenen: Dost wieder Alternative
Wolfsburg (dpa) - Endlich wieder im Mittelpunkt stehen - diesen Moment genoss Bas Dost in vollen Zügen. Mit einem breiten Grinsen stellte sich der niederländische Mittelstürmer des VfL Wolfsburg nach dem 4:1-Pokalsieg gegen den 1. FC Heidenheim den Fragen nach seiner langen Leidenszeit.
„Das hat mir sehr gut getan“, bekannte der über 1,90 Meter lange Schlaks, der schon fast in Vergessenheit geraten war, nach seinem Treffer und zwei Torvorlagen: „Das ist gut gelaufen, super“.
Nach seinem nicht überragenden, aber extrem effektiven Auftritt gegen den Fußball-Zweitligisten ist Dost wieder eine echte Alternative im Angriff des Bundesliga-Dritten. „Ich bin sehr erleichtert, dass er diese Leistung angeboten hat. Wir brauchen auch auf dieser Position eine Konkurrenzsituation“, meinte Wolfsburgs Coach Dieter Hecking.
Lange Zeit war Dost nicht in der Lage, Ivica Olic in vorderster Front unter Druck setzen zu können. Das zuvor letzte Spiel von Beginn an machte der 25-Jährige am 15. März. Seitdem war Dost entweder verletzt, saß auf der Bank oder meist sogar auf der Tribüne. „Heute habe ich nach sehr langer Zeit endlich wieder eine Chance bekommen. Ich habe alles versucht. Jetzt muss der Trainer sagen, ob ich es gut gemacht habe“, meinte der Mann, der 2012 noch von Felix Magath für knapp neun Millionen Euro vom SC Heerenveen geholt worden war.
Laut Hecking hat es Matchwinner Dost gut gemacht. Ob der Niederländer nun gleich am Samstag beim VfB Stuttgart auch in der Liga von Beginn an eine Chance erhält - abwarten. Hecking blieb da eher vage: „Die Chance ist wie bei allen anderen auch natürlich gegeben. Vielleicht spielt wieder ein anderer, vielleicht auch Bas wieder“.
Ein Stürmer wie Dost hat es im modernen Fußballspiel, das zunehmend von sogenannten „falschen Neunern“ geprägt wird, schwer. Der 25-Jährige ist ein Torjäger vom alten Schlag, fällt fußballerisch im Vergleich zu Künstlern in der VfL-Offensive wie Kevin De Bruyne oder Vieirinha deutlich ab. Wenn es gut läuft, steht er richtig und knipst - so wie am Mittwoch. Wenn es schlecht läuft, leidet er unter Ladehemmung und vergibt auch dickste Chancen. Auch das kam schon vor.
Kein Wunder also, dass VfL-Manager Klaus Allofs - in den 1980er- und 1990er-Jahren selbst Torjäger - eher skeptisch bleibt, was Dosts Perspektive angeht. „Bas hat es ordentlich gemacht, aber man darf auch nicht zu viel erwarten jetzt“, meinte Allofs. Ungewollt spöttisch klang dabei schon der Nachsatz: „Gut, da waren natürlich auch ein paar Alles-oder-nichts-Aktionen dabei. Eine war dann nichts“. Gemeint war eine Szene in der zweiten Halbzeit, als er den Ball aus kürzester Distanz volley aus der Luft nahm und auf die Tribüne drosch, anstatt das Spielgerät filigraner zu behandeln.
Auch das war eben eine typische Dost-Aktion. Eines zumindest hat der Niederländer aber schon geschafft. Den früheren Arsenal-Star Nicklas Bendtner, der im Sommer aus seiner Vertragslosigkeit geholt worden war, um eigentlich eine Sturm-Alternative zu sein, hat Dost überholt. Bendtner saß am Mittwoch zum wiederholten Mal nur auf der Tribüne. Eine Situation, die Dost bestens kennt.