Schalker Zukunft und Vergangenheit Arm in Arm
Darmstadt (dpa) - Kurz nach dem Schlusspfiff standen die Zukunft und die Vergangenheit des FC Schalke 04 Arm in Arm auf dem Platz. Gerald Asamoah, einer der legendären Pokalsieger von 2001 und 2002, war gerade für wenige Sekunden reaktiviert worden für die Profi-Mannschaft von „Königsblau“.
Das erlaubte ihm, im Alter von fast 35 Jahren noch einmal mit dem beinahe halb so jungen Max Meyer in einem Team zu stehen, dem alle eine noch viel größere Karriere zutrauen, als sie Asamoah gerade hinter sich hat. Beim 3:1-Pokalerfolg bei Darmstadt 98 leitete Meyer zunächst das 1:0 durch Jefferson Farfan (35./Foulelfmeter) mit einem klugen Steilpass ein. Das finale dritte Tor in der 86. Minute erzielte er nach einem Doppelpass mit Christian Clemens dann selbst.
Die Umarmung durch Asamoah war nur der Auftakt zu einer ganzen Reihe von Gratulationen und Wortgirlanden. „Großes Kompliment an Max Meyer“, sagte Trainer Jens Keller, ohne dass ihn jemand danach gefragt hätte. „Er hat erst zum zweiten Mal von Anfang an gespielt und ein sehr gutes Spiel gemacht. Man darf nicht vergessen: Er ist noch ein A-Jugend-Spieler.“ Auch Kapitän Benedikt Höwedes, dem kurz nach der Pause das wichtige 2:1 (58.) gelang, lobte das erst 18 Jahre alte Supertalent: „Er war sehr auffällig, sehr spielfreudig und sehr beweglich. Er hat der Mannschaft heute sehr geholfen.“
Genau wie Asamoah stand Meyer in erster Linie deshalb auf dem Platz, weil Schalke zurzeit in der Offensive mehr angeschlagene als fitte Spieler hat. Huntelaar verletzt (Innenbandteilriss), Boateng und Draxler geschont (beide Knieprobleme), Szalai grippegeschwächt: „Wir gehen am Stock“, klagte Keller. Da aber Kevin-Prince Boateng und Julian Draxler in der Bundesliga wieder dabei sein sollen, dürfte zumindest Asamoah bald wieder mit der zweiten Mannschaft gegen Rot-Weiss Essen oder die Sportfreunde Lotte spielen. Für Meyer gilt dagegen: „Wenn er solche Leistungen abruft, wird er sicher bald die eine oder andere Möglichkeit mehr bekommen“, meinte Keller.
Der 18-Jährige trägt schon jetzt die Rückennummer 7 des großen Raul. In seiner Spielweise erinnert der kleine Techniker an Mario Götze oder Mehmet Scholl. Und die Hoffnungen, die auf ihm ruhen, sind bei Meyer ähnlich groß wie bei dem nur zwei Jahre älteren Draxler.
Dass das alles vielleicht etwas zu viel sein könnte für einen U19-Nationalspieler, befürchten sie in Gelsenkirchen aber nicht. „Wir wissen, dass dieser Mittwoch-Samstag-Rhythmus und das hohe Tempo in der Bundesliga nicht zu unterschätzen sind. Wir werden ihn langsam aufbauen“, betonte sein Trainer. Und auch Meyer selbst hält sich nach seinen ersten forschen öffentlichen Auftritten zu Beginn des Jahres mittlerweile zurück. „Ich freue mich zwar über mein Tor. Aber in erster Linie bin ich erleichtert, dass wir das Achtelfinale erreicht haben“, sagte er in Darmstadt. „Jetzt wollen wir auch in der Bundesliga in der Tabelle wieder nach oben klettern.“
Am Ende des Abends erlebte Meyer schon einmal mit, was es heißt, „auf Schalke“ eine Legende zu sein. Gemeinsam mit den anderen Spielern ging er zu den Fans, um sich für die Unterstützung bei diesem Auswärtsspiel zu bedanken. Doch den größten Jubel bekam nicht er, der auffälligste Spieler auf dem Platz. Der lauteste Gesang galt allein Gerald Asamoah.