Schweinsteiger und die „Titan“-Bestmarke

München (dpa) - Kein Schwärmen um das Triple, kein Gerede über den Rekord von Oliver Kahn - für Bastian Schweinsteiger zählt einzig und allein der Gedanke an das Endspiel von Berlin.

„Die Mannschaft ist sehr gierig nach dem Pokal“, betonte der Fußball-Nationalspieler des FC Bayern München zwei Tage vor dem Finale gegen den VfB Stuttgart am Samstag. „Natürlich war das in London etwas extrem Besonderes, aber die Konzentration ist von Tag zu Tag wieder größer geworden. Jeder will unbedingt unser Spiel gewinnen. Das letzte Spiel unseres Trainers ist eine zusätzliche Motivation, ihm einen besonderen Abschluss noch schenken zu können.“

Ob Sportvorstand Matthias Sammer, WM-Torschützenkönig Thomas Müller oder Dribbelkünstler Franck Ribéry - immer wieder wurde die historische Bedeutung des dritten Pokals in dieser Saison hervorgehoben. Nur von Schweinsteiger nicht. „Ich bin zu sehr fokussiert auf das Spiel am Samstag, um über Triple oder sonstwas zu sprechen“, betonte der 28-Jährige. Mit seinem sechsten Sieg im nationalen Cup-Finale würde er am Samstag zu Oliver Kahn aufschließen und Bixente Lizarazu und Mehmet Scholl hinter sich lassen. „Das wusste ich jetzt gar nicht“, sagte er mit einem Lächeln.

Was Schweinsteiger aber in jedem Fall weiß ist die international noch weiter gestiegene Anerkennung seiner Person. Der „im Moment beste Mittelfeldspieler der Welt“, so Trainer Jupp Heynckes, ist seit dem vergangenen Wochenende nicht nur hochrangig dekorierter nationaler Titelträger, sondern hat mit dem Henkelpott auch die erste große Ehre auf europäischer Bühne genossen. „Man hatte es eigentlich am nächsten Morgen realisiert, aber man wird es noch ein bisschen mehr realisieren im Urlaub“, erklärte der Mittelfeldchef - und blickte wie einst „Titan“ Oliver Kahn auch nach dem Triumph von Wembley mit dessen „Immer-Weiter“-Mentalität nach vorne.

„Wir hoffen auf ein besseres Ende als letztes Jahr“, erinnerte er sich ungern an das 2:5 gegen Borussia Dortmund, das für ihn jedoch „kein Wendepunkt“ für den weiteren Weg von Mannschaft und Verein war. „Es ist ganz gut, dass mit Dortmund eine Mannschaft da ist, die uns sehr viel abverlangt, damit man sich nicht auf Dingen ausruht, sondern versucht, Sachen zu optimieren und noch besser zu machen.“ Man könne, auch wenn das vielleicht blöd klinge, noch besser spielen, betonte der 98-malige Nationalspieler, dem noch der große Erfolg mit der DFB-Elf fehlt.

Wer den Chef dieser Tage aber erlebt, kann sich auch gut vorstellen, dass er auch die Nationalmannschaft zu einem großen Titel antreiben kann. Immer wieder geistert dieser Tage auch die Frage nach dem Weltfußballer durch die Säbener Straße. „Warum nicht“, meinte etwa Franck Ribéry nach seiner bislang besten Saison. „Wenn ich das Ding nicht hole, dann bin ich stinksauer“, scherzte Thomas Müller. Die größten Chancen eines Münchners aber dürfte Schweinsteiger haben.

„Bastian ist auf dieser Position das Beste, was die Welt mit zu bieten hat“, lobte Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge am Donnerstag. Er hatte schon nach der Party in London die Feierbiestqualitäten des Bayern entdeckt. „Er hat da ein bisschen die Hauptrolle übernommen.“ Die nächste Feier Schweinsteigers kommt bestimmt.