„Stolzer“ Robben nach Zwangspause stark zurück
München (dpa) - Vielleicht tat Arjen Robben die zwischenzeitliche Zwangspause im Nachhinein betrachtet sogar ganz gut. Wochenlang stand der Niederländer beim FC Bayern einmal nicht so im Fokus wie sonst.
Robben konnte seine muskulären Probleme halbwegs in Ruhe auskurieren, weil die Münchner auch ohne ihn von Sieg zu Sieg eilten. Beim 4:0-Pokalerfolg über den Zweitligisten 1. FC Kaiserslautern feierte der flinke Dribbler sein Startelf-Comeback - und offenbarte nicht nur spielerisch seine Qualitäten, sondern auch mentale Stärke.
Robben lief in Abwesenheit der geschonten Spielführer Philipp Lahm und Bastian Schweinsteiger als Ersatz-Käpt'n auf, feuerte seine Mitspieler immer wieder an und munterte auf. Mit einem Mal war aus dem Ego-Robben, der seine Mannschaftskameraden auf dem Platz gerne mal anmeckert, ein Teamplayer geworden. Er demonstrierte das auch später, als er die bayerische Reservistenelf lobte und ihr mit großem Brimborium ein „Riesenkompliment“ aussprach.
„Wenn man eine Kapitänsbinde am Arm hat, beflügelt das. Ich war sehr stolz, dass ich zum ersten Mal Kapitän war“, betonte Robben und plauderte mit einem Augenzwinkern: „Vielleicht sollte ich öfter Kapitän sein. Ich muss mal mit Philipp reden.“ Zwei Treffer steuerte der 28-Jährige selbst zum ungefährdeten Achtelfinal-Einzug bei (49./88. Minute), das erste zweier Tore von Claudio Pizarro (11./58.) bereitete er mustergültig vor. Ganz nebenbei ließ er seinen Gegenspieler Leon Jessen immer wieder wie einen Schulbuben stehen, der 26-jährige Däne dürfte Robben lange in böser Erinnerung behalten.
Nach einem wahren Marathon im Vorjahr mit vielen Einsätzen, vielen Rückschlägen, drei Vizetiteln mit den Bayern und der für die Niederländer völlig enttäuschenden EM scheint Robben jetzt wieder in die Spur zu kommen. Der verletzungsanfällige Profi wirkte so fit wie selten in jüngster Vergangenheit. „Ich habe mich selbst ein bisschen überrascht“, gestand er, denn „bei hundert Prozent bin ich nicht, da ist noch ein bisschen Luft. Das kommt nur durch Spiele zurück“.
Die wird er zweifellos bekommen. Nach der starken Vorstellung dürfte Trainer Jupp Heynckes auch in der Bundesliga am kommenden Samstag in Hamburg kaum auf Robben verzichten - selbst wenn die am Mittwoch geschonten Offensivrivalen Toni Kroos, Thomas Müller und Franck Ribéry dann wieder bereitstehen. „Mit Arjen kann man gut spielen, er ist ein Spieler mit so viel Qualität“, schwärmte Routinier Pizarro, der im Zweikampf mit dem bisher gesetzten Mario Mandzukic im Kampf um den Platz im Sturm ebenfalls Boden gut machte.
Auch Trainer Jupp Heynckes war ganz zufrieden mit dem Auftritt seiner B-Mannschaft, der mit Robben und Javi Martínez nur zwei echte Leistungsträger angehörten. So kamen hauptsächlich andere zum Zug, Ersatztorwart Tom Starke zum Beispiel, Youngster Emre Can oder auch die Dauerreservisten Diego Contento, Anatoli Timoschtschuk und Rafinha. Schmerzhaft endete der Abend nur für Letztgenannten. Der Brasilianer musste mit einer Schulterverletzung vorzeitig raus.
„Man hat meinen Spielern den unbedingten Willen angemerkt“, bemerkte Heynckes, alle Mann hätten sich ihre Einsätze „in den letzten Wochen verdient, sie haben überragend trainiert.“ Auf der Bank dagegen bibberten die etablierten Stars um die Wette, nur Lahm, Schweinsteiger und Ribéry hatte Heynckes gar nicht erst in seinen 18er-Pokalkader berufen. Der Rest musste bei Temperaturen um fünf Grad ausharren. „Es war relativ kühl zum Sitzen. Ich krieg leichte Rückenprobleme“, witzelte Thomas Müller.