Tuchel freut sich auf Herausforderer Effenberg
Paderborn (dpa) - Stefan Effenberg kam, sah und siegte. Seit der Chefcoach-Novize am 13. Oktober unter großem Medien- und Fan-Interesse das Kommando beim SC Paderborn übernahm, ist aus verzagten ostwestfälischen Zweitliga-Fußballern urplötzlich wieder ein Siegertam geworden.
Die Antrittsworte des Neuen („Ich bin Feuer und Flamme“) wurden bemerkenswert schnell verinnerlicht und auch umgesetzt. Und nun geht Effenberg voller Selbstbewusstsein in das DFB-Pokalspiel bei Borussia Dortmund. „Es ist unser Auftrag, dort zu gewinnen. Das ist logisch und klar“, sagte der Neu-Paderborner am Dienstag. Das Aufeinandertreffen mit dem dreimaligen Cupgewinner BVB sei „ein K.o.-Spiel. Im Fußball ist alles möglich“, ergänzte Effenberg.
Das sieht auch Thomas Tuchel so: „Es kann immer viel passieren. Wir haben Respekt vor der Aufgabe. Es ist offensichtlich, dass ein Ruck durch die Mannschaft gegangen ist“, kommentierte der Dortmunder Fußball-Lehrer die Paderborner Liga-Siege unter Effenberg.
Eintracht Braunschweig und der 1. FC Union Berlin bekamen den neuen Paderborner Schwung zu spüren: Effenbergs Mannschaft siegte zweimal 2:0. „Unser Trainer gibt uns das Vertrauen, und wir geben Gas“, ließ Rechtsaußen Süleyman Koc nach dem Auftritt am vergangenen Samstag in der Berliner Alten Försterei wissen, als Koc und Mahir Saglik binnen der ersten sechs Minuten den zweiten Effenberg-Erfolg im zweiten Pflichtspiel perfekt machten.
Die dritte Aufgabe für den 47-Jährigen mit dem Erstligaabsteiger ist von ganz anderem Kaliber. Dem früheren Nationalspieler und seinen wiederbelebten Profis steht die 100-Kilometer-Busreise an die Dortmunder Strobelallee bevor. Vor mehr als 70 000 Besuchern kommt es im WM-Stadion von 2006 zur reizvollen Zweitrunden-Begegnung mit dem BVB.
Mit einem klaren Favoriten? Tuchel ist sich nicht restlos sicher, ob das so stimmt. „Dieses Pokalspiel hat durch die Verpflichtung von Stefan Effenberg und die beiden jüngsten Siege von Paderborn eine neue Wertigkeit bekommen“, bemerkte Tuchel nach dem 5:1 am Sonntag gegen den FC Augsburg.
Tuchel „freut sich auf diese Herausforderung“. Und bekannte, ein „großer Fan“ des einstigen Spielers Effenberg gewesen zu sein. Der aber muss sich auf ein wahrscheinlich wenig freundliches Willkommen durch die gegnerischen Fans einstellen, von denen sich etliche noch an einen unrühmlichen „Effe“-Auftritt erinnern werden.
Es war am 7. April 2001, als Effenberg mit dem FC Bayern in Dortmund gastierte. Beim 1:1 zwischen dem BVB und den Münchnern gab es zehnmal Gelb für die Bayern, einmal Gelb-Rot für deren Franzosen Bixente Lizarazu - und Rot für Effenberg wegen eines Bodychecks an dem Dortmunder Evanilson.
Effenberg tat Gewesenes leichter Hand ab: „Welchen Empfang ich erwarte, spielt keine Rolle.“ Vielmehr sollten sich die Zuschauer „auf ein schönes, intensives Spiel freuen“. Effenberg: „Wir schauen auf uns, wir sind gut, wir haben Waffen. Und die werden wir einsetzen“ - Bange machen lässt sich ein Effenberg nicht.