VfB-Coach Kramny jubelt spät, aber wie lange noch?

Stuttgart (dpa) - Für Jürgen Kramny war es das Beste, was er in seiner kurzen Zeit als Chefcoach bisher erleben durfte. Ungewohnt euphorisch und noch schneller redend als sonst gewährte der Interimstrainer des VfB Stuttgart einen Blick in seine Gefühlswelt.

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„Das Erlebnis des Sieges, wenn man es so lange nicht gehabt hat, das ist so ein Wahnsinnsgefühl“, sagte Kramny nach dem späten 3:2-Pokalerfolg über Eintracht Braunschweig. Im vierten Anlauf schaffte der Aushilfscoach seinen ersten Sieg mit dem Fußball-Bundesligisten. Schlagkräftige Argumente für eine Zusammenarbeit über Weihnachten hinaus sammelte er aber nicht.

Gegen den Zweitliga-Club war der VfB über weite Strecken das überlegene Team. Nach anfänglicher Unsicherheit und dem frühen Gegentreffer durch Joseph Baffo (6. Minute) gewann der VfB an Mut und spielte sich zahlreiche Chancen heraus - scheiterte aber immer wieder an sich selbst oder Braunschweigs starkem Keeper Rafal Gikiewicz. „Ich würde mir daher wünschen, dass der polnische Nationaltrainer ihn auch mal einlädt, weil er es verdient hätte“, sagte Eintracht-Trainer Torsten Lieberknecht. Was aber wie der starke Keeper mindestens genau so stark auffiel: die eklatante Defensivschwäche der mit bereits 36 Gegentoren schwächsten Bundesliga-Abwehr.

Dafür fand auch Kramny bisher keine Lösung. Letztlich durfte sich der Coach bei Matchwinner Toni Sunjic (117.) bedanken, der ihn mit dem entscheidenden Tor kurz vor Schluss erlöste. VfB-Sportvorstand Robin Dutt sagte zwar im Anschluss, dass er in den „letzten zwei bis drei Spielen positive Ansätze gesehen habe“. Aber: „Einige Basics fehlen“.

Ob Kramny im neuen Jahr die Chance bekommt, die Mängel im Training zu beheben, bleibt daher weiter offen. Dutt kündigte „eine Ansage“ nach der Partie am Samstag (18.30 Uhr/Sky) gegen den VfL Wolfsburg an. Das letzte Spiel der Hinrunde gegen den Pokalsieger könnte für Kramny zum Endspiel werden. Der Coach selbst wehrte am späten Mittwochabend jegliche Fragen zu seiner persönlichen Zukunft ab.

„Das brauchen wir jetzt nicht mehr thematisieren. Samstag nach unserem Saisonabschluss wird sich dann alles zeigen“, sagte er. Sein alter Kumpel Lieberknecht ist von den Qualitäten des 44-Jährigen überzeugt. Er glaube, dass man gut daran tue, dem Jürgen dieses Vertrauen zu schenken. „Und man hat's ja an mir gesehen, dass es nicht ganz so unerfolgreich sein muss.“

Lieberknecht war im Mai 2008 überraschend zum Coach der ersten Braunschweiger Mannschaft befördert worden und startete mit dem Traditionsclub eine Erfolgsgeschichte, die ihren Höhepunkt im Bundesliga-Aufstieg 2013 fand. Kramny und Lieberknecht kennen sich aus ihrer gemeinsamen Zeit als Spieler beim FSV Mainz 05.

Sollte Kramny tatsächlich als VfB-Coach überwintern dürfen, würde ihn im Februar ein echtes Highlight erwarten. Dann trifft der VfB im Viertelfinale des DFB-Pokals auf Borussia Dortmund.