VfB hofft im Finale gegen Bayern auf „kleines Wunder“

Stuttgart (dpa) - Bruno Labbadia rannte nach dem Coup im schwäbisch-badischen Cup-Knüller wie ein Irrwisch über den Rasen und herzte jeden seiner Pokal-Helden.

Als kleine Belohnung für den hart erkämpften, aber verdienten 2:1 (2:1)-Sieg über den SC Freiburg in einem packenden Halbfinale verschob der Trainer des VfB Stuttgart gönnerhaft das Training um eine Stunde nach hinten. „Die Jungs haben sich eine Feier verdient. Es war ein Wahnsinn, was in der Kabine los war“, sagte Labbadia. „Ein Freudentag, ein Wahnsinnstag“, fasste er seine Gefühle nach dem insgesamt sechsten Finaleinzug des VfB und der zugleich perfekt gemachten Qualifikation für die Europa League zusammen. Laut Labbadia „eine nette Dreingabe“.

Dass am 1. Juni in Berlin der übermächtige FC Bayern München den Traum vom vierten Pokalsieg platzen lassen dürfte, störte in der Stunde des Triumphs keinen der ausgelassen feiernden Stuttgarter. „Es war sehr laut in der Kabine, alle freuen sich“, berichtete der erneut stark aufspielende Mittelfeldmann Christian Gentner. „Das sind wir ja nicht so gewohnt.“

Ausgiebig ließen sich die zuletzt wegen überwiegend schwacher Heimauftritte meist ausgebuhten Kicker von ihren Fans feiern. In roten T-Shirts mit der Aufschrift „Wir können alles. Auch Berlin“ in Anlehnung an die Landeswerbung „Wir können alles. Außer Hochdeutsch“ drehten sie eine Ehrenrunde und schüttelten tausende Hände.

„Die Gefühle jetzt kann man gar nicht beschreiben. Das letzte Finale 2007 habe ich zu Hause im Keller verfolgt. Dass ich ein paar Jahre später selbst im Finale stehe, ist ein Riesen-Gefühl“, sagte Sven Ulreich. Der Schlussmann hatte die ohnehin schon überbordende Stimmung nach dem Abpfiff mit einem Megafon zusätzlich angeheizt. „Die Saison ist mit dem Pokalfinale gerettet und jetzt können wir vielleicht ein kleines Wunder schaffen.“

Sportvorstand Fredi Bobic, 1997 beim bislang letzten von drei Pokalerfolgen als Stürmer dabei, bezeichnete die Bayern „als beste Mannschaft Deutschlands“ und damit logischen Favoriten. „Aber jetzt soll die Mannschaft das einfach genießen. Sie hat es verdient.“ Labbadia waren die Münchner auch egal: „Das ist ein übermächtiger Gegner, aber es ist einfach schön, dass wir in Berlin dabei sind.“

Angesichts einer dürftigen Bilanz in der Bundesliga mit nur noch theoretischen Chancen auf die Europa League bleibt der Pokal die einzige Chance auf einen Titelgewinn - auch wenn die nur minimal ist. Arthur Boka (9. Minute) und der zuvor mehrfach kläglich versagende Martin Harnik (28.) sorgten mit ihren Treffern für den Sieg. Jan Rosenthal glückte für die starken Freiburger der vorübergehende Ausgleich (14.).

Christian Streich gratulierte den Siegern fair: „Der VfB war die bessere Mannschaft und hat verdient gewonnen.“ Im Gegensatz zu seinen Schützlingen sah der SC-Trainer keinen Grund für „Enttäuschung pur“. Die erstmals in ihrer Geschichte ins Halbfinale vorgestoßenen Badener spielen laut Streich „jetzt in einem Bereich, wo wir nicht hingehören“. Im Januar vor einem Jahr sei der SC noch Letzter gewesen. Stürmer Rosenthal bemängelte indes: „Einem Teil der Mannschaft hat der Hunger gefehlt.“

Trotz Jubel, Trubel, Heiterkeit ließ Labbadia wegen der teilweise harschen Kritik in den letzen Monaten im Fernsehen seinen Frust heraus. In der anschließenden Presserunde relativierte der Coach seinen Rundumschlag etwas. „Ich stelle mich klar vor die Mannschaft. Man kann nicht alles schlechtreden“, warf er den Dauernörglern vor. Angesichts des dünnen Kaders und der Belastung durch bislang 46 Partien seien der Einzug ins Pokalfinale und das Europacup-Achtelfinale ein Erfolg. „Die Mannschaft muss permanent an die Grenzen gehen. Ich kann momentan keine Champions League liefern.“

Da nun auch in der kommenden Saison eine Dreifachbelastung ansteht, forderte der Trainer Verstärkungen. „Wir müssen uns breiter aufstellen und alles probieren, um eine schlagkräftige Truppe zusammen zu bekommen.“ Die benötigt Labbadia auch schon an diesem Sonntag: Da steht in der Liga erneut das Landes-Duell an.