Wirbel um Robbens Sturz - Sammer rüffelt Verbeek
Bochum (dpa) - Arjen Robben war sich keiner Schuld bewusst. Der Stürmer des FC Bayern wurde nach dem Pokal-Halbfinaleinzug in Bochum aber zur Zielscheibe zahlreicher Verbal-Attacken.
Selbst Pep Guardiola konnte den Ärger der Bochumer nachvollziehen, die erst nach der Roten Karte für Jan Simunek chancenlos gegen den Rekordmeister waren. Der Bayern-Coach forderte die Regelhüter des Fußball-Weltverbandes auf, die sogenannte „Doppelbestrafung“ abzuschaffen.
„Die Regel ist lächerlich“, sagte der Katalane nach dem glanzlosen 3:0 (1:0) beim tapfer kämpfenden Fußball-Zweitligisten. „Das muss die FIFA ändern. Ein Elfmeter wäre genug gewesen. Heute war es gut für uns, aber morgen kann es schlecht für uns sein.“
In der 43. Minute traf Simunek als „letzter Mann“ im Strafraum Robben leicht am Fuß, den Fall des Niederländers wertete der erboste VfL-Trainer Gertjan Verbeek als „Schwalbe“, viele Beobachter beurteilten Robbens Sturz als theatralisch. Dass Schiedsrichter Bastian Dankert auf Elfmeter entschied und den Tschechen vom Platz stellte, war zwar regelkonform. Dennoch herrschte Einigkeit darüber, dass die Rote Karte in diesem Fall eine sehr harte Strafe war. Zu allem Überfluss wurde Simunek vom DFB-Sportgericht wegen unsportlichen Verhaltens für zwei Pokalspiele gesperrt.
„Es gab einen Kontakt, aber Robben lässt sich fallen. Wir sind mit Elfmeter und 'Rot' viel zu sehr bestraft wurden“, kritisierte Verbeek. Er kenne seinen Landsmann schon als zwölf- oder 13-jährigen Spieler. „Er hat das schon immer gemacht. Wenn er einen Kontakt spürt, geht er liegen.“
Bayern-Sportvorstand Matthias Sammer verwahrte sich am Donnerstag im Sky-Interview gegen derlei Unterstellungen: „Die Schiedsrichter können nicht anders entscheiden. Man kann nicht ins Persönliche gehen, wie Verbeek das gemacht hat. Und ich kann nicht akzeptieren, wenn ein Trainer, der eine Vorbildfunktion hat, auf einen unserer Spieler losgeht.“ Robben selbst wehrte sich gegen den Vorwurf, ein „Schwalbenkönig“ zu sein. „Wenn das kein Elfmeter ist, können wir aufhören, Fußball zu spielen“, sagte der Angreifer. „Rot“ für Simunek empfand auch er als „hart“, aber: „Ich habe die Regel nicht gemacht.“
Manuel Neuer tat sich schwer mit einer eindeutigen Beurteilung, attestierte dem Mitspieler pikanterweise aber zumindest eine gewisse Schlitzohrigkeit: „Klar, der Arjen spürt den Kontakt, er berührt ihn am rechten Fuß. Dementsprechend ist es dann auch legitim, wenn er sich fallen lässt“, erklärte der Nationaltorhüter.
Für Bochums Sportvorstand Christian Hochstätter war es dagegen ein „Witz“ und eine „Sauerei“. Der Aufschrei in Bochum wäre sicher noch größer gewesen, hätte Thomas Müller den Strafstoß beim Stand von 1:0 nach Robert Lewandowskis Führungstor (38.) zum 2:0 genutzt. Doch der Nationalspieler scheiterte am großartig reagierenden VfL-Schlussmann Manuel Riemann, der Robben ebenfalls harsch kritisierte: „Mir geht es langsam auf die Eier. Der Robben lag 90 Minuten auf dem Boden. Das hat der Junge gar nicht nötig. Der ist so gut, Weltklasse.“
Schon zuvor hatte Robben den Unmut der Bochumer Fans auf sich gezogen, als er bei einem Zweikampf Timo Perthel mit der Hand im Auge traf. Der Abwehrspieler musste ausgewechselt werden. Eine Diagnose am Donnerstag ergab, dass Perthel einen Hornhautriss erlitt und vorläufig ausfällt.
Erst in Unterzahl stand der lange ebenbürtige Zweitligist, der seine Chancen durch Simon Terodde in der Anfangsphase nicht nutzen konnte, auf verlorenem Posten. Schon mit elf Spielern sei es schwierig, gegen Bayern zu gewinnen, meinte Verbeek, „mit zehn ist es fast unmöglich“. Thiago (61.) und Lewandowski (90.) mit seinem 29. Treffer im 30. Pflichtspiel brachten die 27. Halbfinale-Teilnahme der Bayern routiniert unter Dach und Fach. In der Vorschlussrunde (19./20. April) ist Werder Bremen zu Gast bei den Triple-Jägern aus München.