DFB rückt von Münchner Bewerbung um EM-Finale 2020 ab

Düsseldorf (dpa) - In der heiklen EM-Doppelmission erwägt der Deutsche Fußball-Bund einen Verzicht auf das Finale 2020 in München und legt den Fokus auf das komplette Turnier 2024.

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„Es könnte sein, dass wir zurückziehen“, sagte DFB-Präsident Wolfgang Niersbach bei einer Veranstaltung der „Rheinischen Post“ bezüglich der Bewerbung für das Turnier in sechs Jahren. Im Wettstreit um das Final-Paket für 2020 konkurriert die bayerische Landeshauptstadt nach dem Verzicht der Türkei nur noch mit dem Londoner Wembleystadion.

Die erste paneuropäische EM wird in 13 europäischen Städten ausgetragen, die Entscheidung über die Spielorte trifft die UEFA am 19. September. Ein DFB-Rückzug könnte die deutschen Chancen auf die Ausrichtung der kompletten EM 2024 erhöhen, für die sich der Verband wie voraussichtlich die Türkei bewerben will.

Zuletzt hatte Niersbach noch erklärt, man rechne sich „exzellente Chancen für München 2020“ aus. Sollte jedoch der Rückzug für das Paket aus Endspiel und beiden Halbfinals folgen, bliebe zumindest noch die Chance auf eins der zwölf Vorrundenpakete mit drei Gruppenspielen und einer Partie in der K.o.-Runde. Dafür gibt es insgesamt 18 Bewerber.

Neben der Türkei fehlen aber eine Reihe großer Fußball-Nationen in der Kandidatenliste. Der nächste EM-Gastgeber Frankreich hatte ebenso verzichtet wie Portugal, die Schweiz, Österreich, Polen, Griechenland, Serbien und die Ukraine. Auch Fußball-Zwerge wie Armenien oder Kasachstan, die zunächst Interesse signalisiert hatten, sprangen wieder ab.

In der Diskussion um das Quartier Campo Bahia der deutschen Nationalmannschaft bei der Weltmeisterschaft 2014 in Brasilien erklärte Niersbach erneut, dass er keine Bedenken wegen einer rechtzeitigen Fertigstellung habe. „Wir haben ein Dach über dem Kopf, es hängen noch nicht alle Bilder in den Zimmern der Spieler, aber alles wird fertig“, sagte er.

Die Titelchancen des Teams von Bundestrainer Joachim Löw schätzte er hoch ein. „Wir werden wahrscheinlich Weltmeister“, sagte Niersbach, „leider haben ein paar andere Länder das auch vor.“ Zu den Anwärtern auf den Titel zählte er neben Brasilien, Italien und Spanien auch Chile und Kolumbien.