DFB-Team auch ohne Lahm gegen Franzosen
Bremen (dpa) - Nun fällt auch noch der Kapitän aus. Nach der verletzungsbedingten Absage von Philipp Lahm wird der Auftakt der deutschen Fußball-Nationalmannschaft ins Länderspieljahr 2012 immer mehr zum EM-Muster mit eingeschränktem Wert.
„Das Spiel geht nicht über den normalen Stellenwert hinaus“, betonte Bundestrainer Joachim Löw zum Duell gegen den Ex-Weltmeister Frankreich am 29. Februar in Bremen. Die Stammkräfte Bastian Schweinsteiger, Lukas Podolski und Per Mertesacker sowie Shootingstar Mario Götze sind ohnehin nicht dabei. Dazu steht wohl auch der Dortmunder Sven Bender wegen einer Gesichtsverletzung nicht zur Verfügung.
Erst am Nachmittag des 27. Februars versammelt der Bundestrainer sein Aufgebot, was nach den Verletzungen von Bayern-Profi Lahm und Dortmunds Meisterspieler Sven Bender nur noch 20 Spieler umfasst. 14 der 22 eingeladenen Akteure hatten am Vortag noch Aufgaben mit ihren Clubs zu lösen. Nach dem 2:0 der Münchner gegen Schalke 04 sagte Lahm ab: In Absprache mit dem Deutschen Fußball-Bund (DFB) wird der 85-malige Nationalspieler die Schleimbeutelentzündung im rechten Knie in München behandeln lassen. Ob Löw Spieler nachholen wird, blieb zunächst offen.
Das letzte Länderspiel vor der Nominierung des EM-Kaders Anfang Mai wird zudem zu einem absoluten Kurztest. Nur 60 Stunden hat Löw seine Spieler zusammen. Auch deshalb lässt er Schlussfolgerungen aus der Freundschaftspartie in Bremen gegen wiedererstarkte Franzosen schon im Vorfeld nicht zu. „Das Spiel kann man nutzen, um noch einmal ein paar Dinge zu machen auf der einen oder anderen Position“, kündigte Löw für den Verlauf des Spiels einige Experimente an.
Mit bewährtem Personal, also auch den formschwachen Cacau (Stuttgart), Simon Rolfes (Leverkusen) oder Christian Träsch (Wolfsburg), möchte Löw dort anknüpfen, wo das Team im November bei der 3:0-Gala gegen den EM-Vorrundengegner Niederlande aufgehört hatte. „Wir wollen uns die Leichtigkeit erhalten. Daran soll unser Spiel zu erkennen sein“, sagte der DFB-Chefcoach trotz der Ausfälle.
Die Grundlagen für eine nach 16 Jahren endlich wieder erfolgreiche EM-Mission sieht Löw spätestens nach dem Durchmarsch in der Qualifikation und den spektakulären Siegen gegen Brasilen und Holland gelegt. „Wir wollen den Pokal wieder nach Deutschland holen“, unterstrich Teammanager Oliver Bierhoff nochmals beim Amateurfußball-Kongress des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) in Kassel. „Andreas Köpke und ich können es nicht mehr hören, dass wir die Letzten waren, die einen Pokal gewonnen haben“. Im EM-Endspiel 1996 gegen Tschechien hatte Bierhoff das Golden Goal erzielt.
Für UEFA-Präsident Michel Platini ist Deutschland „derzeit das beste Team Europas, sehr jung, sehr kreativ“: „Ihr seid die großen Favoriten für die Europameisterschaft, zusammen mit Spanien“, sagte der frühere französische Weltklasse-Spieler in einem Interview der „Welt am Sonntag“. Die EM startet 100 Tage nach dem Frankreich-Test.
„Klar, es geht darum, nochmal ein paar Tage zusammen zu sein, ein paar Dinge anzusprechen und den Spielern zu vermitteln, was wir von ihnen in den nächsten Monaten erwarten. Einige Automatismen ablaufen zu lassen, ist auch noch einmal gut“, meinte Löw. „Aber das Spiel gegen die Franzosen hat nicht die allerhöchste Stufe der Wichtigkeit“, schloss der Bundestrainer an und verwies auf das 0:1 gegen Argentinien vor der WM 2010: „Da waren wir auch nicht so eingespielt, aber das spielt im Mai keine Rolle mehr.“
Auf dem Platz wird Löw vor dem 24. Duell gegen den Nachbarn Frankreich - sieben Partien wurden gewonnen, zehn verloren - nur ein einziges Mal beim Abschlusstraining am 28. Februar intensiv proben können. Denn für den Großteil der Spieler steht am Vortag nach den Liga-Belastungen erst einmal nur Regeneration an.
Dortmunds Sven Bender musste im Spiel gegen Hannover nach nur acht Minuten mit einer Gesichtsverletzung (Verdacht auf Nasenbeinbruch) raus und im Krankenhaus behandelt werden. Dann erreichte Löw die Lahm-Absage. Miroslav Klose stand nach seiner Verletzung wieder im Team von Lazio Rom und wollte nach Bremen reisen. Sami Khedira übermittelte nach längerer Zwangspause und Wiedereinstieg bei Real Madrid dem DFB: „Ich fühle mich fit.“