Domenico Scala: FIFA-Chefaufseher tritt ins Rampenlicht
Zürich (dpa) - Domenico Scala steht vor einer Herkulesaufgabe. In den kommenden Monaten soll der Italiener noch im Auftrag von Joseph Blatter als Chef der Kommission für Audit und Compliance der FIFA die Grundlagen für eine Reform vorbereiten.
Die Neuordnung des skandalumtosten Weltverbandes in juristisch einwandfreie und moralisch unangreifbare Strukturen ist eine Herkulesaufgabe. Mit dem Abschied von Präsident Blatter dürfte sich der extrem limitierte Reformwillen von dessen Gefolgschaft in allen Konföderationen kaum verändert haben. Scala weiß das. Dies hat er in seiner Zeit bei der FIFA gelernt.
„Jetzt ist es an der Zeit für die FIFA, nach vorne zu gehen. Es ist erhebliche Arbeit zu verrichten, um das Vertrauen der Öffentlichkeit zurückzugewinnen und das Ansehen der FIFA - wie es die Menschen sehen - fundamental zu reformieren“, sagte Scala bei der historischen Pressekonferenz im FIFA-Hauptquartier am Dienstagabend.
Bislang wirkte Scala eher im Verborgenen. Nun steht er plötzlich auf der Funktionärs-Bühne im Rampenlicht. Kritiker werfen die Frage auf, ob er für die ihm von Blatter zugetragenen Aufgaben der Richtige ist? Zu viel Nähe zu Blatter lautet oft der Vorwurf. Fachlich ist er für die Prüfung eines ordentlichen Geschäftsgebaren prädestiniert. Seine Vita in der Wirtschaftswelt ist beeindruckend. Scala ist ein erfahrener Finanz- und Pharma-Manager. Vom Weltwirtschaftsforum wurde er 2004 zu einem „Young Global Leader“ ernannt.
Doch in der FIFA hat er bislang kaum Spuren hinterlassen - trotz aller Skandale. Seine Hauptaufgabe bestand darin, beim jährlichen Kongress dem Weltverband eine ordentliche Buchführung zu attestieren, so auch gerade erst am Freitag. Das mag aus reiner Buchhaltersicht sogar stimmen - sogar die skandalträchtigen Ratenzahlungen aus Südafrika über ein FIFA-Konto Richtung Amerika wurden formal korrekt verbucht.
In ein deutsches Verfahren mischte er sich doch einmal ein. Als die FIFA-Ethikkommission im Frühjahr die Vergütungsregel von DFB-Chef Wolfgang Niersbach auf Antrag von dessen Vorgänger Theo Zwanziger prüfen ließ, schlug sich Scala auf die Seite Zwanzigers.
„Man hätte ohne Not die frühzeitig zugesprochene Rente offenlegen können“, warf Scala dem Deutschen Fußball-Bund vor. Niersbach wurde dennoch vom Vorwurf freigesprochen - und der DFB hat Scala offensichtlich vergeben. Niersbach sagte ganz freundlich: „Scala ist ein junger, dynamischer Mann. Ich habe ihn als einen Mann kennengelernt, der entschlossen anpackt.“