Drama um Schiedsrichter: Rafati, der Einzelkämpfer
Der Schiedsrichter gilt als Buhmann. Die Profis hatten ihn drei Mal zum schlechtesten Referee gewählt.
Köln. Es gibt eine „Anti-Babak-Rafati“-Seite bei Facebook. Menschen aus der Republik lassen hier ihre Hasstiraden los, weil sie Rafati für den schlechtesten deutschen Schiedsrichter halten. Die deutschen Profis sehen das ähnlich: Drei Mal in Folge wurde der 41-jährige Deutsch-Iraner von den Fußballern im „kicker“ zum schlechtesten Schiedsrichter der Bundesliga gewählt.
Erst zuletzt konnte Rafati die zweifelhafte Auszeichnung an WM-Referee Wolfgang Stark und an Deniz Aytekin weitergeben. Der Boulevard schimpfte Rafati einmal als „Babak Tomati“. Der Mann mit den Tomaten auf den Augen. Kann man das eine Hetzjagd nennen?
Zu spekulieren nach Rafatis Suizidversuch gibt es genug: Ist es die misslungene Auseinandersetzung mit der eigenen Fehlbarkeit? Man werde, sagt ein Kollege Rafatis, mit solchen „Auszeichnungen“ monatelang konfrontiert. Die Spielleiter stehen ohnehin unter enormem Druck.
Rafati, ein Mann von sogenannt guten Manieren und stets verbindlich im Auftreten, machte nicht den Eindruck, damit nicht umgehen zu können. Bisweilen wurde er für seine angebliche Arroganz auf dem Platz gerügt, wurde ihm fehlende Diskussionsbereitschaft vorgeworfen. War Rafati, die unangreifbare Autorität, im Innersten vollkommen zerrissen?
Spekulationen. In die aktuelle Steueraffäre der Schiedsrichter soll der geschiedene Mann, der seine Kindheit in Teheran erlebt hat, nicht verwickelt sein. Stattdessen musste der Schiedsrichter von der SpVgg. Niedersachsen Döhren in Hannover einen sportlichen Rückschritt hinnehmen.
84 Bundesliga-Spiele pfiff er seit 2005, zwei A-Länderspiele und sechs Europacup-Spiele, ehe er für 2012 von der Liste der Fifa-Schiedsrichter genommen wurde. Aus Altersgründen, der DFB will mit jungen Referees international auftrumpfen. Rafati soll es hingenommen haben.
„Teamfähigkeit, Stressbeständigkeit, Selbstbewusstsein“, teilt Rafati auf der Internetseite seiner Bank mit, stärke die Schiedsrichterei. Er warb für seinen Sport, war prominenter Kopf einer Aktion in Hannover: „Sei fair zum Schiri.“
Der DFB-Schiedsrichterwart Herbert Fandel sagte: „Auch wenn wir die Gründe für diesen ausweglosen Schritt nicht kennen, wird Babak Rafati von uns alle Unterstützung bekommen, die wir ihm geben können.“ DFB-Chef Theo Zwanziger war schnell einen Schritt weiter: „Der Druck auf die Schiedsrichter ist unheimlich hoch. Und wir schaffen es einfach nicht, dies in eine richtige Balance zu bringen.“