4 aus 11: Polens EM-Achse um Robert Lewandowski

La Baule (dpa) - Die polnische EM-Lotterie besteht vor allem aus vier Ziffern. Ohne die Nummern 1, 15, 10 und 9 ist die Mannschaft von Nationaltrainer Adam Nawalka nicht mal die Hälfte wert.

Die Kombination steht für die Rückennummern ihrer Achse Wojciech Szczęsny, Kamil Glik, Grzegorz Krychowiak und Robert Lewandowski. Im Duell um den Gruppensieg mit Deutschland am Donnerstag (21.00 Uhr) wird es insbesondere auf diese Führungspersönlichkeiten ankommen.

WOJCIECH SZCZĘSNY (26, Tor): Kurz vor der EM gab der Keeper dem Pop-Sternchen Marina Luczenko noch das Ja-Wort. „Das ist der wunderbarste Tag in meinem Leben“, sagte der vom FC Arsenal an den AS Rom ausgeliehene Schlussmann. „Ich bin der stolzeste Mann auf Erden.“ Bereits mit 16 Jahren verließ Wojciech Szczęsny Polen und ließ sich beim FC Arsenal ausbilden. Nach seinem Aufstieg zum Stammkeeper musste er sich 2014/15 jedoch den Kasten mit Kolumbiens David Ospina teilen, auch sein Status bei den Polen geriet in Gefahr. Die Ausleihe zur Roma tat ihm gut. „Ich habe in vier Monaten unter Luciano Spalletti mehr gelernt als in zehn Jahren in England“, ätzte er. Wegen eines Blutergusses im Oberschenkel ist sein Einsatz gegen die DFB-Elf allerdings gefährdet. Es wäre ein Verlust, denn eines seiner besten Länderspiele machte Szczęsny ausgerechnet beim einzigen Sieg der Polen gegen Deutschland im Oktober 2014.

KAMIL GLIK (28, Abwehr): Er wuchs in schwierigen Verhältnissen auf. Früh musste er lernen, sich durchzukämpfen. Mit 18 verließ Kamil Glik Polen und schloss sich einem unterklassigen spanischen Verein an. Auf seiner ersten Auslandsstation verhielt sich der Innenverteidiger äußerst vorsichtig und sparsam. Seine Freunde machten sich dem Vernehmen nach den Spaß und behaupteten, von 600 Euro in seinem Geldbeutel würde er es schaffen, 700 Euro zu sparen. Seit 2011 spielt Glik für den FC Turin und hat es bis zum Kapitän geschafft. Mit Frau Marta und Tochter Victoria fühlt er sich in Italien wohl. Einen deutschen Bezug hat Glik auch, schließlich heißt sein Nachname aufgrund der Wurzeln seiner Großeltern Krystyna und Walter übersetzt „Glück“. Nach dem 1:0 gegen Nordirland wachse bei der EM „die Freude immer mehr“, sagte der Fixpunkt in der zentralen Deckung.

GRZEGORZ KRYCHOWIAK (26, Mittelfeld): Frankreich sei seine „zweite Heimat“, sagte Grzegorz Krychowiak einmal. „Hier hat meine Profikarriere begonnen, hier habe ich mein Studium abgeschlossen.“ Zudem lernte er dort seine Partnerin Celia Jaunat kennen. Über die Stationen Girondins Bordeaux, Stade Reims und FC Nantes kam er 2014 zum Europa-League-Gewinner FC Sevilla und ist sowohl bei den Spaniern als auch im polnischen Nationalteam eine Schlüsselfigur. Krychowiak erhielt in Frankreich in Würdigung seiner Präsenz und harten Arbeit die Spitzenamen „Le Plombier“ (Der Klempner) und „Le Bûcheron“ (Der Holzfäller). Mit leicht französischem Einschlag spricht er polnisch. Vor dem Duell mit Deutschland sagte Krychowiak: „Wir wissen, dass das nächste Match schwer wird. Wir müssen beweisen, was wir können.“

ROBERT LEWANDOWSKI (27, Angriff): Der Stürmerstar des FC Bayern München ist als Kapitän der unumstrittene Leader der Polen. Sich selbst würde der Mann aus Warschau aber niemals in den Mittelpunkt rücken. „Ich denke nicht, dass Polen nur von mir abhängig ist. Das Team kann auch ohne mich gut spielen“, beteuerte Robert Lewandowski im Trainingsquartier in La Baule. Gegen Nordirland tat sich der 27-Jährige schwer, massiert war die Deckung der Insulaner. Da sich die Defensive der Kontrahenten zunächst stets auf ihn konzentriert, ergeben sich jedoch für seine Nebenleute Freiräume. Wie gegen Nordirland, als Arkadiusz Milik traf. „Alles kann in diesem Turnier passieren. Wir müssen wirklich ruhig bleiben“, empfahl Lewandowski.