50 Tage EM-Traum: Von Sardinien bis Warschau
Mit einem Regenerationscamp auf Sardinien begann die EM-Tour von Joachim Löw und seinen letztlich gescheiterten Titeljägern. 50 Tage lebte der Traum vom ersten Turniersieg seit dem EM-Triumph 1996.
11. Mai: Auf der italienischen Mittelmeerinsel Sardinien beginnt die Titelmission. Zum Auftakt des Regenerationscamps fehlen aber viele Profis. Alle acht Spieler des FC Bayern, die fünf Dortmunder, die Real-Akteure Khedira und Özil sowie Klose von Lazio Rom haben noch Verpflichtungen für ihre Clubs. Auch Bundestrainer Löw ist noch nicht dabei. Er schaut sich am nächsten Tag das Pokalfinale zwischen Dortmund und den Bayern (5:2) in Berlin an.
18. Mai: Der DFB-Tross zieht um. In Tourrettes in Südfrankreich wird der Fokus immer mehr auf die sportliche Fitness und taktische Finesse gelegt. Die acht Bayern fehlen immer noch. Auf sie wartet das „Finale dahoam“ in der Champions League.
19. Mai: Ein psychologischer Rückschlag: Der „Bayern-Achter“ verliert auf dramatische Weise das Champions-League-Finale gegen den FC Chelsea im Elfmeterschießen. Schweinsteiger knabbert nach seinem Fehlschuss besonders an der Niederlage.
22. Mai: Das viel diskutierte Kompensationsspiel der Bayern gegen die Niederlande hat sportlich einen Nullwert. Für Löw ist es ein weiterer Störfaktor in einer „zerrütteten“ Vorbereitung.
26. Mai: Der erste Test geht gehörig in die Hose. In Basel bohren die Schweizer fünf Löcher in den deutschen Abwehr-Käse. Die 3:5-Niederlage trübt die Vorfreude, liefert Löw aber auch wichtige Erkenntnisse.
28. Mai: Einen Tag vor Ende der Meldefrist sortiert Löw vier Spieler aus seinem vorläufigen Kader aus. Marc-André ter Stegen, Sven Bender, Julian Draxler und Cacau dürfen nicht mit zur EM.
31. Mai: Auch der zweite Test entfacht noch keine Euphorie. Israel wird in Leipzig mit 2:0 besiegt. Die Tore von Gomez und Schürrle sind die Höhepunkte in einer mäßigen Partie.
4. Juni: Der Tross zieht um. In Danzig beziehen Lahm und Co. ihr EM-Quartier.
9. Juni: Der Auftakt gelingt. Mit einem Kopfballtor von Mario Gomez und einer guten Portion Glück wird Portugal in Lwiw mit 1:0 geschlagen. Die Hoffnung auf eine gute EM steigt.
13. Juni: Super-Mario schlägt zu. Gegen die enttäuschenden Niederländer trifft der oft gescholtene Bayern-Stürmer doppelt. Deutschland gewinnt in Charkow 2:1. Jetzt geht der Fußball-Sommer richtig los. Die EM-Euphorie ist da.
17. Juni: Sieben Minuten zittern. Nach Dänemarks Ausgleich droht tatsächlich für kurze Zeit noch der EM-K.o. Doch Löw liegt goldrichtig. Lars Bender - für den gesperrten Boateng ins Team gerückt - erzielt das erlösende 2:1. Der Gruppensieg ist geschafft.
22. Juni: Löw überrascht alle und rotiert. Gegen Griechenland dürfen Reus, Schürrle und Klose ran. Müller, Podolski und Gomez müssen raus. Der Plan geht auf. Das Griechen-Bollwerk zerbröselt in der zweiten Halbzeit. Neben Lahm und Khedira treffen auch Reus und Klose beim 4:2. Alles was Löw macht, funktioniert.
28. Juni: Das bittere Aus. Wieder hat Löw sein Personalkonzept überdacht. Doch die Idee mit Kroos auf rechts ist die falsche Fährte. Balotellis Wucht trifft Fußball-Deutschland in Warschau zweimal mitten ins Herz. Özils Elfmetertor kommt viel zu spät. Wieder einmal zerstört Italien beim 2:1 deutsche Titelträume.
29. Juni: Ohne den ersehnten EM-Pokal kehren Lahm und Co. in die Heimat zurück.