Balotelli: Ein Sorgenkind zeigt Charakter

Kiew (dpa) - Es war eine Szene wie im Westernfilm, „High Noon“ im Olympiastadion von Kiew. Mario Balotelli trat im EM-Viertelfinale zum Elfmeter für Italien an und ging mit dem Ball in der Hand zum Punkt.

Englands Torwart Joe Hart legte den Weg rückwärts zurück und sah ihm dabei in die Augen.

Mal lächelten sie sich an, mal blickten sie grimmig - es war der Versuch zweier Manchester-City-Kollegen, sich gegenseitig aus der Ruhe zu bringen. Am Ende gewann Balotelli dieses Duell und Italien das Elfmeterschießen. Der 21-Jährige traf sicher. „Heute Abend hat er viel Charakter gezeigt“, lobte Trainer Cesare Prandelli. „Er kam zu mir und sagte: Ich will den ersten Elfmeter schießen. Das zeigt seinen Charakter.“

Für Balotelli stand in diesem Moment viel auf dem Spiel. Hätte er verschossen, wäre er wohl endgültig zu so etwas wie der Lachnummer der EM geworden. Abteilung große Klappe - wenig dahinter, zumal er schon während der 120 Minuten mehrere Großchancen versiebt hatte.

So aber gönnte sich Balotelli nach dem Spiel einen der wenigen Momente, in denen er mal gar nichts sagte. Heimlich verschwand er durch die Hintertür aus dem Stadion. „Der Weg vom Talent zum Star ist kompliziert“, weiß Prandelli. Vielleicht hat sein großes Sorgenkind gegen England ja einen Schritt auf diesem Weg gemacht.