Bierhoff, Pinto, Albertini: Die Stars hinter den Stars

Donezk (dpa) - Oliver Bierhoff hat es bei den Deutschen vorgemacht. Mittlerweile stehen auch bei vielen anderen Teams frühere Stars als Manager oder Verbandsfunktionäre hinter der Nationalmannschaft.

Albertini, Pinto, Sagnol, Smicer - die Liste bei dieser EM ist lang.

Als Cristiano Ronaldo noch ein Teenager war, hießen seine Idole Rui Costa oder Joao Pinto. Die gehörten zu Portugals „Goldener Generation“ und scheiterten bei der EM 2000 unter ihrem Trainer Humberto Coelho nur mit viel Pech im Halbfinale am damaligen Weltmeister Frankreich. Heute ist Ronaldo seinen früheren Helden so nah, wie sich das andere Teenager nur erträumen können. Denn jedesmal, wenn die Portugiesen bei dieser EM trainiert haben, dauerte es nur ein paar Minuten, bis Pinto und Coelho entspannt im Trainingsanzug an den Platz geschlendert kamen. Sie arbeiten heute als Direktor bzw. Vizepräsident für den Verband FPF.

Es ist eine auffällige Entwicklung bei dieser EM, dass immer mehr Länder im Umfeld ihrer Nationalmannschaften die Idole von früher platzieren. Oliver Bierhoff managt seit acht Jahren das deutsche Team. Demetrio Albertini leitet in Polen und der Ukraine die italienische Delegation. Die Teammanager von Schweden und Tschechien heißen Marcus Allbäck (früher Hansa Rostock) und Vladimir Smicer (früher FC Liverpool). Und für die Nachwuchsteams der Franzosen ist seit 2011 der frühere Bayern-Profi Willy Sagnol zuständig.

„Ich mache alles für die Nationalmannschaft, was nicht mit der Arbeit auf dem Platz zu tun hat“, sagte Bierhoff im „11Freunde“- Interview über seinen Job. „Es gibt so viele Institutionen, Sponsoren und die Medien, die für die Nationalmannschaft von Bedeutung sind. Ich bin derjenige, der die Schnittstelle bildet.“

Bei einigen seiner Kollegen sind die Kompetenzen nicht ganz so klar geregelt. Albertini zum Beispiel ist in Italien eine Legende. Der 40-Jährige war der Vorgänger von Andrea Pirlo als Gehirn der „Azzurri“ und des AC Mailand, genau wie Pirlo konnte er zu seiner aktiven Zeit aus 80 Metern Entfernung eine Cola-Dose von der Torlatte schießen, so präzise kamen seine Pässe. Heute ist Albertini sogar Vizepräsident des italienischen Verbandes und damit offiziell noch einflussreicher als Bierhoff. Doch zu allen wichtigen Fragen darf sich immer nur der mächtige FIGC-Boss Giancarlo Abete äußern.

Auch bei Joao Pinto weiß niemand so richtig, was genau er eigentlich zu tun hat. Der frühere Stürmerstar von Benfica Lissabon ist ein wichtiger Ansprechpartner für die Spieler und Journalisten. Irgendwie profitieren alle von seiner großen Erfahrung.

Einen früheren Star mit im Boot sitzen zu haben, kann für einen Verband ein großer Vorteil sein. Denn andere frühere Stars sind während so einer EM in der Regel damit beschäftigt, als TV-Experten oder Zeitungskolumnisten das Team zu kritisieren. Da kann es einer anfangs besonders heftig gescholtenen Mannschaft wie Portugal nicht schaden, wenn Pinto mit seiner Autorität von 81 Länderspielen entgegnet: „Qualitativ gibt es keine Unterschiede“ zwischen dem aktuellen Team und dem von früher. „Andere Spieler, anderer Trainer, aber die Qualität ist geblieben. Und das ist das Wichtigste.“

Manchmal geht es aber auch nach hinten los, wenn sich eines der alten Idole in seiner neuen Funktion äußert. „Für mich wäre es ein erfolgreicher Wettbewerb, wenn wir das Finale erreichen“, meinte ausgerechnet der Franzose Sagnol vor der EM. Der Konter seines Verbandspräsidenten Noël Le Graët: Solche Aussagen brauche er nicht.