Bitter für Löw: Gündogan fällt auch für EM aus

Dortmund (dpa) - Harter Schlag für Joachim Löw kurz vor dem Start in die nächste Titelmission: Nach einem schmerzhaften Trainingsunfall verpasst Fußball-Nationalspieler Ilkay Gündogan zwei Jahre nach dem WM-Triumph in Brasilien auch die Europameisterschaft in Frankreich.

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„Das ist natürlich ein Rückschlag für uns alle, vor allem aber ist es ganz bitter für Ilkay selbst“, erklärte der Bundestrainer. Gündogan indes schrieb etwas später bei Twitter: „Sich selbst leid zu tun, war noch nie die beste Lösung.“

In Gündogan bricht eine Fixgröße im Mittelfeld des Weltmeisters weg. Im Zentrum des deutschen Spiels wiegt sein Ausfall noch schwerer, weil auch hinter der EM-Teilnahme von Kapitän Bastian Schweinsteiger ein Fragezeichen steht. Der 31-Jährige von Manchester United hatte sich Ende März beim Training mit der Nationalelf schon zum zweiten Mal im EM-Jahr eine Innenbandblessur im rechten Knie zugezogen.

Eine schlechte Nachricht erreichte Löw auch aus Italien. Sami Khedira muss im Saisonendspurt eine Zwangspause bei Juventus Turin einlegen. Der Mittelfeldspieler fällt mit einer Zerrung in der linken Wade für die letzten zwei Saisonspiele in der Serie A aus. Auch der Einsatz des Weltmeisters im Pokalfinale gegen den AC Mailand am 21. Mai sei fraglich. Zwei Tage später reist Löw mit seinem vorläufigen EM-Kader ins Trainingslager in der Schweiz.

Der 25 Jahre alte Gündogan renkte sich am Freitag beim Training von Borussia Dortmund die Kniescheibe aus. Wenige Stunden später gab der BVB die bittere medizinische Diagnose bekannt: „Saison- und EM-Aus!“ Die Borussia muss nicht nur in den letzten zwei Bundesligaspielen ohne Gündogan auskommen. Der Leistungsträger wird dem BVB auch im DFB-Pokalfinale am 21. Mai in Berlin gegen Bayern München fehlen.

„Nach dem ersten Schock über die Diagnose hilft es nur, positiv nach vorn zu schauen, um so schnell wie möglich wieder fit zu werden“, meinte Gündogan. Einen genauen Zeitpunkt für eine Rückkehr gebe es derzeit noch nicht.

Löw blieben spontan nur Worte des Bedauerns. „Nachdem er schon in Brasilien verletzungsbedingt ausgefallen ist, verpasst er nun auch die Europameisterschaft, für die er sich so viel vorgenommen hatte“, äußerte der Bundestrainer. Gündogan sei zuletzt in einer sehr guten Verfassung gewesen. „Mit seiner Dynamik, seiner Übersicht, seinen strategischen Fähigkeiten hat er eine zentrale Rolle in unseren Planungen gespielt.“ Alle beim DFB-Team wünschten ihm eine rasche Rückkehr auf den Platz.

Diese könnte bei Manchester City stattfinden, wohin Gündogan im Sommer wechseln soll. Seit seinem Debüt im Oktober 2011 hat er insgesamt erst 16 Länderspiele (4 Tore) bestritten. Wegen einer langwierigen Rückenverletzung verpasste der EM-Teilnehmer von 2012 die WM 2014. Im März 2015 feierte er nach 19 Monaten Abwesenheit sein Länderspiel-Comeback beim 2:2 gegen Australien in Kaiserslautern.

In der laufenden Saison trumpfte Gündogan auch im Nationaltrikot wieder auf. Er war in der Endphase der EM-Qualifikation einer der Leistungsträger. „Ilkay ist einfach für uns, gerade auch im Hinblick auf die EM und die WM 2018, ein wahnsinnig wertvoller Spieler, der kaum zu ersetzen sein wird, wenn er so in Form ist“, sagte Löw im vergangenen Herbst. „In mir steckt noch viel Potenzial“, sagte ein damals glücklicher und hochmotivierter Gündogan.

Der Ausfall zwingt Löw kurz vor der Nominierung des vorläufigen EM-Kaders zum Umdenken. Die Weltmeister Toni Kroos (Real Madrid) und der allerdings verletzungsanfällige Khedira sind die Fixkräfte im zentralen Mittelfeld. Schweinsteiger muss wie vor der WM vor zwei Jahren ohne Turnierfitness in die Vorbereitung gehen.

Löw muss am 30. Mai sein endgültiges EM-Aufgebot benennen. Neben dem in dieser Saison nicht überzeugenden Weltmeister Christoph Kramer (Leverkusen) könnten nun auch einige junge Akteure wie Joshua Kimmich (Bayern München), Leon Goretzka (Schalke) oder Gündogans Vereinskollege Julian Weigl für einen Mittelfeldplatz infrage kommen.