Der etwas andere Blick auf die EM Gefallene Würfel

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Die Würfel sind gefallen. Karim Benzema, Frankreichs bester Stürmer in Diensten von Real Madrid, ist bei der EM im eigenen Land nur Zuschauer. Ein Gerichtsurteil wegen des Sexvideos steht zwar noch aus, aber Nationaltrainer Didier Deschamps und Verbandspräsident Noel Le Graet haben schon vorzeitig den Daumen gesenkt. Das war erwartet worden, denn im Mannschaftssport Fußball sind die internen Benimmregeln schon immer sehr streng gewesen.

Man denke nur an Uli Stein, der bei der WM 1986 in Mexiko den Teamchef Beckenbauer als „Suppenkasper“ verunglimpft hatte und deshalb ebenso die Heimreise antreten musste wie Stefan Effenberg nach seinem „Stinkefinger“ gegenüber Fans bei der WM 1994 in den USA. Und das waren im Vergleich zu einer Erpressung mit einem Sexvideo schließlich wahrlich nur Kleinigkeiten.

Auch wenn Frankreich sich durch die Disziplinarmaßnahme sportlich schwächt — die Fans an den Bistrotischen haben Verständnis für die Maßnahme. Zumal ein weiterer Gesichtspunkt hinzu kommt. Das Opfer, Mathieu Valbuena (Olympique Lyon) nimmt wahrscheinlich aus sportlichen Gründen nicht an der EM teil. Was aber soll eine Mannschaft denken, wenn das Opfer bestraft, der Täter aber belohnt wird? (Benzema hatte Valbuena „empfohlen“, 150.000 Euro an einen „Freund“ zu bezahlen, damit der ein Video nicht veröffentliche, das diesen beim Sex zeigt.)

Die Franzosen lernen nichts. Immer wieder Skandale und Skandälchen. Nehmen wir nur die letzten zehn Jahre. Der Kopfstoß von Zinedine Zidane im WM-Finale in Berlin. Leider nicht gegen den Ball, sondern gegen die Brust des italienischen Gegenspielers Materazzi. Das Handspiel von Thierry Henry im WM-Qualifikationsspiel gegen Irland. Danach, bei der WM 2010, der kindische Trainingsboykott. Samir Nasri, der einen Journalisten bei der EM 2012 anschreit: „Halt die Schnauze“. Die Affäre von Franck Ribéry. Und Karim Benzema mit einer minderjährigen Prostituierten, die sich Zahia nannte (Freispruch vor Gericht 2015 wegen Unwissenheit). Dazu: Michel Platini und seine 1,8-Millionen Zahlung.

Nein, sie lernen nichts. Da stehen sie den Schleckers und Middendorps dieser Welt in nichts nach. Und da ist es gut, wenn ein Trainer mal an den Mannschaftsgeist denkt und nicht ein Gericht Jahre später über individuelle Schuld entscheidet.