Brych vor aufregendem Briten-Duell - Referee im Fokus

Paris (dpa) - In Enghien-les-Bains vor den Toren von Paris bereitet sich Felix Brych im Basiscamp der EM-Schiedsrichter auf das bislang wohl wichtigste Spiel seiner Karriere vor.

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Der deutsche Referee ist von der UEFA für die Leitung des brisanten Briten-Duells zwischen England und Wales am Donnerstag (15.00 Uhr) in Lens nominiert. Spätestens seit der Fan-Randale von Marseille ist klar: Diese Partie hat einen besonderen Charakter und braucht einen besonnenen Leiter.

Öffentlich äußern darf sich Brych im Turnierverlauf nach den Regularien der Europäischen Fußball-Union nicht. „Ich freue mich auf den Fußball, auf die Spieler und meine Kollegen“, hatte er vor der Abreise nach Frankreich gesagt. Er wolle sich keinen Druck aufbauen. Das ist wohl auch die Lehre aus dem WM-Einsatz 2014 in Brasilien, als er nach der Gruppenphase heimreisen musste.

Aus dem englischen Lager kam vorab ein dickes Lob für Brych: „Er ist einer der besten Referees in Europa, soweit ich weiß. Er hat schon die besten Mannschaften der Welt gepfiffen“, sagte Traier Roy Hodgson am Mittwoch. Englische Medien hatten die Sorge geäußert, Brych tendiere dazu, viele Gelbe Karten zu verhängen, die dann zu Sperren von englischen Spieler im Turnierverlauf führen könnten.

Die Berufung zeigt durchaus die Wertschätzung, die der Münchner Jurist beim Schiedsrichter-Chef der Europäischen Fußball-Union, Pierluigi Collina, genießt. Es kamen Zweifel auf, als Brych mehrere Tage am Stück nicht nominiert wurde, doch nun ist klar: Collina hatte Brych von Anfang an für das Kräftemessen im Britannienduell zwischen den Superstars Wayne Rooney und Gareth Bale auserkoren.

Leicht wird diese Aufgabe nicht, besonders nachdem Wales-Star Bale die Stimmung mit provokanten Äußerungen zum traditionell bei großen Turnieren trotz großen Ambitionen schwächelnden Nachbarn anheizte. Erfahrung genug hat der 40-jährige Brych. Immerhin hat der 2007 zum FIFA-Schiedsrichter beförderte Bayer in seiner Karriere schon 39 Länderspiele und 57 Europapokalspiele geleitet, darunter das Europa-League-Finale 2014 FC Sevilla gegen Benfica Lissabon.

Wenige Wochen später folgte der WM-Einsatz. Nach guten Noten für die Leitung der Partie Costa Rica gegen Uruguay wurde der Auftritt im legendären Maracana von Rio de Janeiro kontrovers diskutiert. Bei einer kniffligen Entscheidung verwehrte Brych Russland beim 0:1 gegen Belgien einen Elfmeter.

Dass Fehler zum Schiedsrichter-Leben gehören, weiß Brych spätestens seit dem Phantomtor von Stefan Kießling für Bayer Leverkusen im Bundesliga-Spiel bei 1899 Hoffenheim, das er zu unrecht anerkannte. „Das beschäftigt mich gar nicht mehr“, versicherte Brych glaubhaft. Dennoch ist er froh, dass nun auch die UEFA die Torlinientechnik einsetzt. „Wir freuen uns über jedes technische Hilfsmittel.“

Zum EM-Team des Juristen gehören auch Mark Borsch und Stefan Lupp als Assistenten an den Seitenlinien, sowie Marco Achmüller, Bastian Dankert und Marco Fritz als Torlinien-Assistenten und Ersatzmann. „Wir sind fünf Persönlichkeiten. Da ist es nicht immer so einfach, sich über einen solch langen Zeitraum gut zu verstehen. Das ist mir auch wichtig. Wenn wir das schaffen, haben wir viel erreicht“, sagte Brych.