Comeback an Boatengs Seite: Hummels bremst Lewandowski
Saint-Denis (dpa) - Die Freude über das Comeback war Mats Hummels anzusehen. Vor dem Einlauf scherzte der Innenverteidiger mit seinem ehemaligen Dortmund- und künftigen Bayern-Kollegen Robert Lewandowski, der ihn im zweiten EM-Gruppenspiel der deutschen Mannschaft gleich mehrfach forderte.
26 Tage nach seinem im Pokalfinale erlittenen Muskelfaserriss stand Hummels nach wenigen und nicht allzu langen Trainingseinheiten mit dem Team in Saint-Denis bei Paris wieder in der Startelf des Weltmeisters. Beim 0:0 gegen Polen leistete der Rückkehrer maßgeblich seinen Beitrag, dass die deutsche Auswahl zumindest ohne Gegentor blieb.
Ein Stück weit hatte sich Hummels selbst aufgestellt - und das letztlich im Internet schon Stunden vor dem Anpfiff verraten. Erst nach einem Gespräch mit dem 27-Jährigen und Rückversicherung bei der medizinischen Abteilung beorderte Bundestrainer Joachim Löw Hummels in die Startelf.
„Wenn es ein Risiko bei mir gegeben hätte, dann hätte ich nicht gespielt. In den letzten Minuten hat ein bisschen die Kraft gefehlt, auch ein bisschen der Rhythmus“, sagte der Innenverteidiger. Shkodran Mustafi, Torschütze beim 2:0 zum Auftakt gegen die Ukraine, musste dafür auf die Bank.
„Die Entscheidung ist Jogi Löw schwer gefallen“, berichtete Teammanager Oliver Bierhoff. „Mats fühlt sich gut und ist in der Abwehr eine Bank gewesen. Er ist vollkommen auskuriert, körperlich dürfte es kein Risiko mehr sein.“ Denn ein solches, das hatte Löw schon vorher betont, wolle er „auf keinen Fall“ eingehen. Zu wichtig ist ein Hummels in Topform in den entscheidenden K.o.-Spielen. Die Wade hielt jetzt gegen Polen.
Das Timing von Hummels in seinem 47. Länderspiel stimmte anfänglich nicht immer. Nach den Startproblemen fand er aber immer besser in die Partie. Wiederholt rettete er, besonders oft nach der Pause, gegen die konterstarken Polen. Das Stellungsspiel an der Seite des großen Stabilisators Jérôme Boateng war ohnehin top. Dennoch zeigte sich Hummels auch selbstkritisch. „Die Polen haben uns öfter in schwierige Situationen gebracht. In der zweiten Halbzeit hatten wir schon einen Haufen Glück.“
Im Spielaufbau brachte sich der 27-Jährige wie schon bei seinem ersten Ballkontakt nach sechs Sekunden gewohnt präzise ein. 34 Pässe allein in der ersten Spielhälfte dokumentierten schon eine beachtliche Quote; 89 Prozent kamen auch an. Nur Toni Kroos in der Mittelfeldzentrale passte öfter im deutschen Team. Nach dem Seitenwechsel setzte sich Hummels auch offensiv in Szene: Sein Kopfball (60. Minute) ging aber über das Tor.
„Wenn er fit ist, hat er eigentlich einen Stammplatz“, sagte Bierhoff im ZDF. Dass er fit ist - und spielen würde - kündigte Hummels schon am Nachmittag an und sorgte damit auch etwas für Verwirrung. „Bereit für mein erstes Spiel bei dieser EM!“, lautete seine Botschaft im Internet. Rasch schränkte er aber mit einer zweiten Nachricht ein: „Missverständnis-Alarm. Die Aufstellung kenn ich noch nicht...das bedeutet nur, dass ich wieder fit wäre falls das gefragt sein wird.“ Spätestens nach dieser mit zwei Smileys verzierten Botschaft war der Startelf-Einsatz von Hummels keine Überraschung mehr.