Dänemark bittet nach Brasilien-Pleite um EM-Glück
Hamburg (dpa) - 40 000 rot-weiße dänische Fußball-Fans im Hamburger Stadion zeigten EM-Reife, ihre Nationalkicker nicht. Nach dem 1:3 gegen Rekordweltmeister Brasilien beließ es Deutschlands Gruppengegner bei seiner Außenseiterrolle für die EURO.
„Wenn wir gegen Deutschland, Holland und Portugal weiterkommen sollten, haben wir ein kleines bisschen mehr Glück als die anderen“, sagte Nationaltrainer Morten Olsen nach dem Auslands-Heimspiel gegen die neu formierte Seleção.
Zweieinhalb Stunden später bei der Heimfahrt hatte Olsen allen Grund, aufmüpfig zu sein. Motto: Was wir noch nicht können, können die Deutschen auch nicht. Jogi Löws Truppe wurde beim 3:5 gegen die Schweiz schließlich noch derber vorgeführt. Somit relativiert sich das alles in allem enttäuschende Spiel der Dänen 14 Tage vor ihrem EM-Auftakt gegen die Niederlande. „Wir haben bisher physische Dinge trainiert, nun müssen wir an den taktischen und mentalen Bereich gehen“, entschuldigte Olsen die müde Spielweise seiner Mannschaft, die vor allem in der ersten Halbzeit neben sich stand. Im letzten Test am nächsten Samstag gegen Australien soll es anders zur Sache gehen.
Olsen konnte vor 51 000 Zuschauern in der ausverkauften HSV-Arena nicht seine Wunschelf aufbieten. Einige Profis wie William Kvist vom VfB Stuttgart waren angeschlagen, andere noch nicht im Saft. Sie stießen erst zwei Tage vor dem Test zum Team ins Trainingslager. „Das Spiel heute war eine Ausnahme, normalerweise machen wir keine drei Fehler in einem Spiel“, meinte der einst für den 1. FC Köln tätige Olsen. In der zweiten Halbzeit gingen die Skandinavier engagierter zur Sache, doch bis auf das Tor von Nicklas Bendtner sprang nichts heraus. Es fehlte an Abstimmung, Spielwitz und Zweikampfhärte. Auf diesen Gebieten hatten auch die Vorzeige-Kicker Bendtner und Dennis Rommedahl nichts zu bieten.
„An guten Tagen können wir auch mit Deutschland, Holland und Portugal mithalten“, meinte VfB-Mittelfeldspieler Kvist trotzig. An eine Rolle von Danish Dynamite wie bei der EM 1992, als die Dänen als Ersatz für das suspendierte Jugoslawien einsprangen und Europameister wurden, glaubt Kvist indes nicht. „Damals waren Urlaub, McDonald's und Bier.“ Diese Unbekümmertheit gibt es diesmal nicht.
Anders als die Dänen hinterließen die Brasilianer einen nachhaltigen Eindruck. Das mit wenigen gestandenen Profis aufgefüllte Junioren-Team soll bei der WM 2014 im eigenen Land glänzen. In Hamburg demonstrierte es nicht nur technische Klasse. Vor allem Givanildo Vieira de Sousa heimste Beifall ein. Der wegen seiner Zehnkämpfer-Statur mit dem Künstlernamen Hulk versehene Kraftprotz tänzelte seine Gegenspieler aus. Zwei Tore gingen auf sein Konto, das Eigentor von Niki Zimling legte er auf. Den FC-Porto-Stürmer kann sich Champions-League-Sieger FC Chelsea als Drogba-Ersatz vorstellen.
Direkt ins Hamburger Stadion eilte Trainer José Mourinho von Real Madrid. Er soll ein Auge auf den 19-jährigen Lucas vom FC Sao Paolo geworfen haben. Kostenpunkt des Junioren-Weltmeisters: knappe 50 Millionen Euro. Seinen exorbitanten Wert kann er in den nächsten Tagen steigern. In den USA trifft die Mannschaft von Trainer Mano Menezes zunächst auf den Gastgeber, dann auf Mexiko und Argentinien.