EM-Momente, die in Erinnerung bleiben
Paris (dpa) - Zwei deutsche Handspiele, rhythmisch klatschende Isländer mit Bärten, italienische Fehltritte und ein hüpfendes Mädchen aus Wales. Die Fußball-EM bot viele Bilder, die in Erinnerung bleiben werden.
DEUTSCHE HANDBALLER: Zwei-Drittel aller Gegentore durch Handelfmeter. Diese bizarre Quote gab es noch nie bei einem großen Turnier für Deutschland. Jérôme Boateng und Bastian Schweinsteiger waren die ungeschickten EM-Pechvögel. Spott bleibt da nicht aus: Handball-Europameister war Deutschland doch schon im Januar geworden.
BOATENGS LUFTSCHERE: Die EM lieft für Deutschland wenige Minuten, da zeigt Jérôme Boateng seine Klasse. Manuel Neuer war von der Ukraine ausgespielt, der Ball bewegte sich Richtung Tor, doch der Abwehrhüne wollte einen Treffer nicht akzeptieren. Quer in der Luft lag Boateng, schlug den Ball artistisch ins Feld - und landete selbst im Netz.
SELFIES MIT RONALDO: Ist Cristiano Ronaldo nur selbstverliebt? Nein. „CR7“ hat auch ein Herz für seine Fans. Geduldig posierte er mit dem Flitzer nach dem Österreich-Spiel, als dessen Handy nicht funktionierte. Amüsiert betrachtete er den Volunteer, der sich auf Portugals Team-Foto vor dem Halbfinale schmuggelte.
ISLANDS HUH: Im strömenden Regen standen Islands Fußball-Wikinger im Stade de France und zelebrierten noch einmal ihren Klatsch-Jubel. Huh! Der simple wie martialische Schlachtruf ist jetzt schon ein Fanklassiker. Er verdeutlichte aber auch die Botschaft: Die Isländer haben dem Fußball-Establishment einen schönen Schrecken eingejagt.
SHAQIRIS SCHRÄGLAGE: Xherdan Shaqiri mag es gerne spektakulär. Die EM lief also gar nicht nach dem Geschmack des ehemaligen Münchners. Dann kam das Achtelfinale. Die Schweiz lag gegen Polen zurück - und Shaqiri setzte zum Scherenschlag an. Der Ausgleich war das wohl schönste Tor der EM, doch leider wertlos. Im Elfmeterschießen gewann Polen.
WILL GRIGG'S ON FIRE: Keine EM-Minute gespielt und doch ein Held der Fans. Nordirlands Will Griggs - Torschützenkönig in Englands dritter Liga von Wigan Athletic - war der am meisten besungene EM-Akteur. Der umgedichtete Song „Will Grigg's on Fire“ wurde zum EM-Ohrwurm, später nur noch getoppt vom „Don't take me home“ der Waliser.
LÖWS HANDARBEIT: Nun, ja. Ein delikates EM-Thema. Joachim Löw weiß spätestens jetzt, dass er nie unbeobachtet ist als Bundestrainer. Schon gar nicht bei einem EM-Spiel. Die Sache auf den Punkt brachte Podolski. Was Löw mit seiner Hand tat, machten doch schließlich 80 Prozent aller Männer, meinte der ewig lustige Kölner.
PRÜGELNDE RUSSEN: Diese Bilder will man 2018 in Russland nicht wiedersehen. Organisierte Schlägerbanden aus dem Land des nächsten WM-Gastgebers marodierten in Marseille und stürmten im Stadion einen englischen Fan-Block. Die UEFA drohte mit EM-Ausschluss. Das Thema erledigte sich durch das sportliche Aus der Sbornaja - vorerst.
ITALIENISCHER TRIPPLER: Simone Zaza hatte nur einen Auftrag. Kurz vor dem Elfmeterschießen gegen Deutschland wurde der Italiener eingewechselt - und machte sich zum Gespött. Sein skurriler Trippel-Anlauf samt Schuss in den Nachthimmel wurde vielfach veräppelt. Zaza entschuldigte sich voll Gram für den Fehlschuss.
SCHWEIZER TEXTILIEN: Schweizer Fußballer in Trikots aus deutscher Produktion, da kann nichts kaputt gehen. Nicht so im Spiel der Eidgenossen gegen Frankreich. Sieben Shirts hielten dem Reißtest nicht stand. In Fetzen lief ein halbes Dutzend Schweizer über den Platz. Die Ironie: Auch der Ball verlor zwischendurch die Luft.
ALBA VIOLET: Fußballstars sind auch Menschen - und liebende Väter. Das Tänzchen von Gareth Bale mit seiner Tochter Alba Violet nach dem Sieg gegen Nordirland war zuckersüß. Die UEFA aber verbot Familienfeste auf dem Rasen, als diese zum EM-Standard wurden. Da wundere sich jemand über das schlechte Image der Funktionäre.