EM-Trends: Statistiken zur K.o.-Phase

Paris (dpa) - Vor dem EM-Finale verraten die Statistiken, dass extrem hoher Ballbesitz nicht belohnt wurde und manchmal auch ein einziger Sieg nach 90 Minuten für eine Finalteilnahme ausreichend sein kann.

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Erst ab der K.o.-Phase fielen mehr Tore.

TOR-FESTE: Nach der defensiven und von Taktik geprägten Vorrunde mit gerade einmal 1,92 Toren pro Spiel wurden die K.o.-Spiele deutlich spektakulärer und torreicher. Zum Höhepunkt wurden dabei die Viertelfinalpartien mit 15 Treffern (3,75 im Schnitt). Das 5:2 von Gastgeber Frankreich gegen Überraschungsteam Island ist das zweittorreichste Spiel der EM-Geschichte. Nur beim Duell Jugoslawien gegen Frankreich (5:4) im Jahr 1960 fielen mehr Treffer. Bis zum Finale fielen 38 Tore in 14 K.o.-Spielen (2,72 Tore pro Partie). Eine Nullnummer, wie sie in der Vorrunde gleich viermal passierte, kam ab dem Achtelfinale überhaupt nicht mehr vor.

NEULINGE: Erstmals seit 20 Jahren übersteht überhaupt wieder ein Neuling die Vorrunde - und dann kommen gleich vier der fünf Debütanten ins Achtelfinale: Wales, Island, die Slowakei und Nordirland. Einzig Albanien scheiterte äußerst knapp an der ersten Hürde. Für die Waliser ging der Weg sogar bis ins Halbfinale weiter, die erste Endspielteilnahme eines EM-Debütanten seit Deutschland 1972 verpasste das Team von Trainer Chris Coleman allerdings.

TURNIERFAVORIT: Das Duell der beiden Topfavoriten wurde beim Halbfinale in Marseille ausgetragen. Gastgeber Frankreich bezwang Weltmeister Deutschland mit 2:0 und geht nun als klarer Favorit in das Finale gegen Portugal am Sonntag (21.00 Uhr/ARD) in Saint-Denis. Beide haben bislang kein Spiel verloren.

TURNIER-MODUS: Dass die portugiesische Mannschaft um Superstar Cristiano Ronaldo überhaupt noch im Turnier ist, verdankt sie dem neuen Modus mit 24 Mannschaften und dem Weiterkommen der vier besten Gruppendritten, die trotz ihres durchwachsenen Abschneidens das Achtelfinale erreichen. Nach drei Remis in der Gruppenphase belegte Portugal Rang drei und durfte weiter mitspielen. Sogar bis zum Halbfinale gelang kein Sieg in der regulären Spielzeit, das 1:0 gegen Kroatien errang der EM-Zweite von 2004 erst nach Verlängerung und das 5:3 gegen Polen im Elfmeterschießen.

MIESER TORSCHNITT: Die durchwachsene Offensive wurde Weltmeister Deutschland bei der EM zum Verhängnis. Nur 1,17 Tore erzielte die Elf von Bundestrainer Joachim Löw pro Spiel - damit liegt das DFB-Team beim Torschnitt unter anderem hinter Kroatien, Island, Wales oder Ungarn. Auch bei den absoluten Zahlen steht für Deutschland mit sieben erzielten Treffern nur Rang sechs. Nach den offensivstarken Turnieren 2006 (14 Tore), 2008 (10), 2010 (16), 2012 (10) und 2014 (18) war der Wettbewerb in Frankreich die schwächste Ausbeute in der Ära Löw. Überraschend auf Platz zwei bei den erzielten Treffern: Wales (10).

ÜBERLEGENHEIT: Kein Team hat mehr Ballbesitz als Weltmeister Deutschland. Mit insgesamt 63 Prozent stehen Özil und Co. sogar vor den Spaniern, die in ihren vier Partien zu 61 Prozent den Ball hatten. Im Halbfinale gegen Frankreich kam die DFB-Elf sogar auf 68 Prozent, doch es nutzte nichts, Deutschland verlor mit 0:2. Im Finale stehen mit Portugal (53 Prozent) und Frankreich (52 Prozent) zwei Teams, die sich in der Ballbesitztabelle zwischen Ungarn (54 Prozent) und Österreich (51 Prozent) einreihen.

DAUERBRENNER: Die Portugiesen Rui Patricio und Cristiano Ronaldo sind bislang die beiden meistbelasteten Spieler des Turniers. Der Torwart und der dreimalige Turnier-Torschütze bestritten alle 600 Turnierminuten, inklusive zweier K.o.-Spiele über 120 Minuten. Bundestrainer Löw hatte bis zum Aus im Halbfinale fünf Spieler über die komplette Zeit auf dem Feld gelassen: Manuel Neuer, Thomas Müller, Toni Kroos, Mesut Özil und Jonas Hector.