Franzose Lannoy pfeift Halbfinale gegen Italien
Warschau (dpa) - Bienvenue Stéphane Lannoy! Der Schiedsrichter des deutschen Auftaktspiels gegen Portugal ist von der UEFA auch mit der Leitung des Halbfinal-Klassikers Deutschland gegen Italien betraut worden.
Der 42 Jahre alte Franzose wird am Donnerstag in Warschau damit seine dritte Partie bei der Europameisterschaft in Polen und der Ukraine pfeifen - und bereits die zweite mit deutscher Beteiligung. Schiedsrichter des ersten Halbfinals am Mittwoch in Donezk zwischen Titelverteidiger Spanien und Portugal ist der Türke Cüneyt Cakir. Diese Ansetzungen gab die Europäische Fußball-Union in Warschau bekannt. Den Unparteiischen für das Endspiel am Sonntag in Kiew bestimmt die UEFA voraussichtlich am Freitag.
Nach dem vielversprechenden deutschen EM-Auftakt mit dem 1:0-Sieg gegen Cristiano Ronaldos Portugiesen am 9. Juni in Lwiw hatte Lannoy auch die Gruppenpartie zwischen Griechenland und Tschechien (1:2) am 12. Juni in Breslau gepfiffen. Der Kaufmann aus Boulogne-sur-Mer agierte unauffällig und souverän und erhielt im Anschluss an beide Auftritte gute Noten und Kritiken.
Im Deutschland-Spiel verteilte er insgesamt vier Gelbe Karten (Holger Badstuber, Jérôme Boateng, Fabio Coentrão, Hélder Postiga), im Duell zwischen Griechen und Tschechen waren es gleich sechs. Für Boateng hatte die erste Verwarnung des Turniers allerdings unangenehme Folgen. Weil er auch im zweiten Vorrundenspiel gegen die Niederlande (2:1) Gelb sah, musste er beim 2:1-Sieg gegen Dänemark gesperrt zuschauen.
Die Erfahrungen von Schiedsrichter Lannoy mit der Auswahl von Bundestrainer Joachim Löw reichen bereits in die Zeit vor der EM zurück. Der Franzose pfiff im März 2011 das peinliche 1:2 im Testspiel gegen Australien in Mönchengladbach. Der Kaufmann, der heute in Sailly-sur-la-Lys in Nordfrankreich lebt, hatte damals gehörige Probleme mit der Leitung der Partie: Lannoy ging unter anderem nicht entschieden genug gegen das rustikale Spiel der Australier vor und gab einen überzogenen Elfmeter für die Gäste.
Auch die Spieler des FC Bayern kennen Lannoy nicht nur von Länderspielen. Der Referee war beim 0:2 des deutschen Rekordmeisters am letzten Spieltag der Gruppenphase in der diesjährigen Champions League gegen Manchester City im Einsatz. Seit 2006 steht der Franzose auf der Liste des Fußball-Weltverbandes FIFA. Er pfiff unter anderem bei Olympia 2008 in Peking und bei der WM 2010 in Südafrika. In der Champions League leitet Lannoy seit 2009 Spiele.
Frankreichs Verbandspräsident Noël Le Graët war bereits bei der EM-Nominierung von Lannoy stolz: „Das unterstreicht seine Qualitäten und damit auch das Können seiner Zunft in unserem Land.“ Im Gegensatz zu seinen vier Kollegen Wolfgang Stark (Ergolding), Carlos Velasco Carballo (Spanien), Viktor Kassai (Ungarn) und Björn Kuipers (Niederlande) überstand Lannoy auch den strengen UEFA-Test nach Abschluss der Vorrunde und wurde für die K.o.-Spiele nominiert.