Gigantenduell: Italien fordert „schwarze Bestie“ Spanien

Paris (dpa) - Der Europameister von 2008 und 2012 gegen den viermaligen Weltmeister. Die Goldene Generation um Andrés Iniesta gegen die neue Squadra Azzurra von Trainer Antonio Conte.

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Tiki-Taka gegen das größte Abwehrbollwerk der EM. Die Fußball-Welt schaut auf den Achtelfinal-Kracher Spanien gegen Italien an diesem Montag (18.00 Uhr) im Stade de France. „Wir treffen auf eine der stärksten Mannschaften der Welt. Das wissen wir, aber wir werden sehen, was auf dem Platz passiert“, sagte Conte.

Bayern-Profi Thiago, der bei den Iberern wohl wieder auf der Bank sitzen wird, befürchtet: „Das wird uns was kosten. Es ist sehr schwer, gegen Italien Tore und Chancen herauszuspielen.“ Im direkten Duell wird eine der beiden großen Fußball-Nationen früh aus dem Turnier fliegen.

Der Weltmeister von 2010 und Titelverteidiger geht nach den bisherigen Leistungen als Favorit in das brisante Duell - und nimmt diese Rolle gerne an. „Spanien ist Spanien und hat eine gute Mannschaft. Wir respektieren alle Gegner, aber Angst brauchen wir vor niemandem haben“, sagte Angreifer Nolito selbstbewusst. Teamkollege Cesc Fabregas ergänzte: „Man sollte nicht vergessen, dass wir die Europameister sind.“

Auch die jüngere Geschichte spricht ganz klar für „La Furia Roja“ („Die Rote Furie“): 2012 im EM-Finale gab es ein 4:0, auch im Viertelfinale 2008 hieß der Sieger Spanien. In den letzten vier Pflichtspielen erzielte Italien nur ein Tor gegen Spanien, der letzte Sieg gelang gar bei der WM 1994. „Sie sind ein bisschen unsere schwarze Bestie seit 2008“, gab Giorgio Chiellini zu. Er ist als einer von fünf Spielern bei Italien aus der Startelf von 2012 noch dabei. Bei Spanien sind sieben Profis aus dem damaligen Team geblieben.

Das Team von Vicente del Bosque hat mit seinem 1:2 gegen Kroatien selbst dafür gesorgt, nun auf einen der wohl unangenehmsten Gegner im Turnier zu treffen. „Italien hat viele Fähigkeiten und das Mindeste ist, dass wir die Mannschaft respektieren müssen, die defensiv sehr stark spielt und auch in anderen Bereichen sehr gefährlich ist“, sagte der 65 Jahre alte Trainer in einem Interview von Radio Marca. Ex-Nationalspieler Xavi prophezeite ein „kompliziertes Spiel“: „Spanien hat Italien schon immer gefürchtet.“

In der Tat stellen die Azzurri bei der EM bislang wieder einmal ihre Qualitäten als Turniermannschaft und Defensivkünstler unter Beweis. Den Favoriten Belgien besiegten die Azzurri mit kompakter Defensive und eiskalten Kontern - ein Mittel, das auch gegen Spaniens Zauber-Offensive um Iniesta wirken könnte. „Ausdauer, Abwehr und Aggressivität: Italien schärft seine Waffen. Wir sind nur Außenseiter, aber Spanien ist nicht unbesiegbar“, urteilte die „Gazzetta dello Sport“.

Bayern Münchens künftiger Trainer Carlo Ancelotti, ein Italiener, der zuletzt Real Madrid trainierte, prophezeite in seiner Kolumne im englischen „Telegraph“: „Italien wird seine Stärken in der Defensive einsetzen und die Räume zwischen den Linien schließen.“ Die Squadra Azzurra sei ein „wirklich schweres Los“. Zwar hat Spanien bislang die meisten Pässe während der EM gespielt (1876) und überzeugt durch enorme Offensiv-Power, doch Italien ist das Team, das die meisten Kilometer zurückgelegt hat (337). Zudem konnte Coach Conte im letzten bedeutungslosen Gruppenspiel beim 0:1 gegen Irland zahlreiche Stammspieler schonen. Der starke Rechtsaußen Antonio Candreva fehlt allerdings verletzt.

„Niemand ist chancenlos im Fußball. Wir werden versuchen, ihnen weh zu tun“, sagte Andrea Barzagli, dem mit seinen Teamkollegen Gianluigi Buffon, Andrea Barzagli und Leonardo Bonucci in der Abwehr eine ganz entscheidende Rolle zukommt. Sie treffen in Spaniens Alvaro Morata auf den bislang besten Turnier-Torschützen - und ihren Teamkollegen bei Juventus Turin. „Wir werden alles geben, damit er nicht trifft und damit kein Spieler Spaniens trifft“, versprach Chiellini.