Manuel Neuer - Die Zuversicht in Person

Welttorhüter Manuel Neuer will in Frankreich den einzigen Titel gewinnen, der ihm noch fehlt.

Manuel Neuer während des Gruppenspiels gegen Polen am 16. Juni.

Foto: Arne Dedert

Evian. Ein wenig verschnupft hört er sich an am Freitag. „Das ist allergisch“, sagt Manuel Neuer. Irgendetwas ist in Evian-les-Bains in der Luft. Aber kein Problem. Seinem Einsatz im Achtelfinale der Fußball-Europameisterschaft gegen die Slowakei am Sonntag in Lille (18.00 Uhr/ZDF) steht nichts im Weg.

Alles bestens, der Welttorhüter und Kapitän ist topfit. Schließlich beginnt das Turnier für den Weltmeister jetzt erst richtig. „Wir wollen das Spiel so früh wie möglich entscheiden“, kündigt Manuel Neuer an. Mit anderen Dingen hält sich der 30-Jährige gar nicht auf. Der Weltmeister von Rio de Janeiro will in Frankreich den einzigen Titel gewinnen, der ihm noch fehlt. „Wir müssen den Gegner ernst nehmen“, sagt Neuer. Die Slowakei habe eine Mannschaft, die „zurecht das Achtelfinale erreicht hat“. Aber dass der Weltmeister Gefahr läuft, in diesem Spiel aus dem Turnier auszuscheiden, diese Möglichkeit beschäftigt Neuer absolut nicht. Egal, ob Jerome Boateng vor ihm Innenverteidiger spielt oder ein anderer.

„Ob er spielen kann, wird Jerome entscheiden. Falscher Ehrgeiz ist immer ein falscher Berater, er kann selbst am besten in seinen Körper hineinhorchen“, sagt Neuer. Bisher haben sie bei dieser Europameisterschaft nur gegen defensiv eingestellte Mannschaften gespielt. Das dürfte sich gegen die Slowakei kaum ändern. Gegen defensive Mannschaften zu spielen, gilt als wenig attraktiv. „Die ganz große Euphorie hat sich deshalb auch noch nicht entwickelt“, sagt die deutsche Nummer Eins zwei Tage vor dem Achtelfinale. „Wir sind eine Mannschaft, die sich auf den Punkt konzentrieren kann.“

Deshalb hat Neuer auch nicht den geringsten Zweifel daran, dass der Weltmeister das Viertelfinale erreicht, in dem es dann gegen den ebenfalls viermaligen Weltmeister Italien oder Titelverteidiger Spanien geht. „Wir sind absolut im Soll in diesem Turnier“, erklärt Neuer. „Und jetzt geht es allmählich gegen Mannschaften auf Augenhöhe. In den Entscheidungsspielen kommt es drauf an.“ Neuer spricht von einer „erhöhten Drucksituation“, die auf die Mannschaft zukommt. Und davon, dass der Weltmeister damit umgehen kann.

Und dass die Slowaken in Marek Hamsik vom SSC Neapel ihren gefährlichsten Spieler haben, ist Neuer natürlich nicht verborgen geblieben. „Wichtig ist, dass unsere Sechser-Positionen den Mann abfangen. Wir wollen zu Null spielen.“ Neuer ist die Zuversicht in Person, spielt mit der Nationalmannschaft sein viertes großes Turnier und ein Torwart der extrem offensiven Ausrichtung. Das ist von Bundestrainer Joachim Löw bekanntlich ausdrücklich gefordert.

Der Torwart im modernen Fußball muss ein mitdenkender, mitspielender sein, mehr im Strafraum und davor unterwegs als auf der Torlinie. Niemals zuvor gab es einen Nationaltorwart in Deutschland, der besser Fußball spielte als Neuer. Ottmar Hitzfeld spricht gerne von „einer neuen Dimension, die Manuel im Torwartspiel geschaffen hat“. Deutschland habe den besten Torwart der Welt, stellte Bixente Lizarazu vor der Europameisterschaft fest. „Manuel Neuer sei ein absoluter Führungsspieler in der Nationalmannschaft und beim FC Bayern“; sagt Jupp Heynckes.

Und für diesen Führungsspieler ist es daher auch kein Problem, die Kapitänsrolle wieder abzugeben, wenn Bastian Schweinsteiger in die Startaufstellung rückt, wie viele das schon gegen die Slowakei erwarten. Neuer sagt: „Ich würde mich sehr freuen, wenn Basti zurückkehrt. Ich freue mich, wenn er von Beginn an spielt. Für mich ist es kein Problem, die Binde wieder abzugeben.“ Neuer lacht. Und Schweinsteiger wird von Tag zu Tag besser in Evian. Sagen zumindest die Trainer.