Griechen setzten auf Bundesliga-Profis
Legionowo (dpa) - Otto Rehhagel dirigierte, Angelos Charisteas traf - schon beim EM-Triumph von 2004 profitierten die Griechen von Hauptdarstellern mit Deutschland-Erfahrung. Diesmal ist der Anteil von ehemaligen oder aktuellen Bundesliga-Profis in der Nationalmannschaft sogar noch gestiegen.
Nicht zuletzt deshalb wähnen sich die Außenseiter für das Viertelfinale am Freitag in Danzig gegen das DFB-Team bestens gerüstet. „Das kann ein Vorteil sein, weil wir wissen, wie Deutschland spielt. Vielleicht hilft es uns, das Spiel zu gewinnen“, befand Kyriakos Papadopoulos.
Wann immer sich der Schalker Manndecker an den sensationellen Sieg der Hellenen im EM-Finale 2004 erinnert, gerät er ins Schwärmen. Das Tor des Ex-Bremers Charisteas zum 1:0-Erfolg über Portugal wird der damals Zwölfjährige nie vergessen: „Man kann das als Traum bezeichnen. Wir alle hatten unsere Gesichter blau und weiß angemalt. Und nach dem Sieg sind wir auf die Straßen gerannt und haben diesen Traum gefeiert.“
Nun bietet sich Papadopoulos die Chance auf ein ähnliches Freudenfest - diesmal in tragender Rolle. Im Duell mit der DFB-Auswahl kommt der Manndecker an der Seite von Sokratis (Werder Bremen) als einer der Stützpfeiler der hochgelobten griechischen Defensive zum Einsatz. Beide Profis verdienen ihr Geld in der Bundesliga und sind deshalb als Ratgeber gefragt. „Sie kennen den Gegner sehr gut und haben einige Informationen über ihre Stärken und Schwächen“, sagte Mitstreiter Ioannis Maniatis.
Neben dem Manndecker-Duo lebt auch Konstantinos Fortounis (Kaiserslautern) derzeit in Deutschland. Drei weitere EM-Spieler haben eine Bundesliga-Vergangenheit. Über die größte Erfahrung verfügt der ehemalige Liga-Torschützenkönig (2007) Theofanis Gekas, der von 2006 bis 2011 insgesamt 133 Spiele (55 Tore) für Bochum, Bayer Leverkusen, Hertha BSC und Frankfurt bestritt.
Bei der Eintracht steht immer noch Georgios Tzavellas unter Vertrag, auch Nikolaos Lymperopoulos kickte schon für die Hessen. Nicht in der Bundesliga spielte der in Aschaffenburg geborene José Holebas. Der Außenverteidiger wechselte 2010 vom Zweitligisten 1860 München zum griechischen Rekordmeister Olympiakos Piräus.
Jüngster im Kreis der sieben „Deutschland-Experten“ ist Papadopoulos. Nach dem Kreuzbandriss seines Namensvetters Avraam Papadopoulos im EM-Eröffnungsspiel gegen Polen schenkte Trainer Fernando Santos dem erst 20-Jährigen das Vertrauen. Zur Freude des Fußball-Lehrers schlug sich die Notlösung trotz fehlender Erfahrung bisher prächtig. Auch im Spiel gegen Deutschland will Papadopoulos zur Stabilität beitragen. „Das ist natürlich ein besonders Spiel für mich. Schließlich spiele ich gegen Spieler, die ich kenne.“
Nicht minder reizvoll ist die Partie für den zwölf Jahre älteren Gekas. Nach drei Abstiegen in Serie 2010 mit Hertha, 2011 mit Frankfurt und in diesem Sommer mit Samsunspor sehnt der einzige Grieche, der jemals Torschützenkönig in einer ausländischen Liga war, ein Erfolgserlebnis herbei. Seinem Ruf als Schweiger macht er auch nach seinem Nationalmannschafts-Comeback vor einem Jahr alle Ehre. Ausführliche Statements sind dem lauffaulen, aber effektiven Torjäger nicht zu entlocken. Seine Botschaft zum Spiel ist auf seinen rechten Unterarm tätowiert: „Eiskalter Vollstrecker“ steht dort in chinesischer Schrift geschrieben.