Heimvorteil für Griechen - Athen vor dem großen Spiel
Athen (dpa) - Es ist eine Affenhitze in Athen. Blau-weiße Griechenlandfähnchen hängen schlapp in der Luft. Touristen schwitzen unter rettenden Schirmen. Einige Griechen laufen mit Nationaltrikots durch die Gegend.
Sportzeitungen machen vor dem Viertelfinale gegen Deutschland nochmal Stimmung. „Sport Day“ schreibt: „Bankrottisiert sie!“. „Goal News“ ist zarter: „Trainer Fernando Santos: Für 90 Minuten gibt es keine Armen und Reichen.“
Wenn Griechenland das EM-Viertelfinale gegen Deutschland gewinnt, dann bricht der vollkommene Wahnsinn los, davon ist Minas Panoutsos überzeugt. „Das Land wird in einem Riesenrausch sein.“ Was das für Konsequenzen in seinem Job hätte - er ist Lieferant deutscher Würstchen für Griechenland? „Deutsche Würstchen sind krisenstabil. Fußball und Politik sind was anderes als eine Wurst“, meint er. Es geht aber um die Wurst an diesem Freitag in Danzig, wenn Griechenland gegen Deutschland antritt.
Wie Panoutsos werden Millionen Griechen vor dem Fernseher kleben, in Bars, Tavernen oder Zuhause. In Taxis laufen die Radios bis zum Anschlag. Die Worte „Schweinsteiger“ und „Gomez“ wiederholen sich in einem griechischen Redeschwall. „Gomez, Gomez“, wiederholt der Taxifahrer, „no good, no good“. In der U-Bahn sitzen zwei junge Männer, auch hier fällt der Name Schweinsteiger in jedem zweiten Satz. Andere spekulieren auf ein Elfmeterschießen, in dem die Deutschen in letzter Minute die Nerven verlieren.
Die Stimmungsmache in den Medien beider Länder hat Wirkung gezeigt. Viele Deutsche in Griechenland sind verunsichert, haben Angst, dass die Wut der Griechen auf das Spardiktat aus Deutschland in Gewalt umschlagen könnte. Durch die Plaka schieben sich vor allem Amerikaner, Kanadier, Skandinavier, und Spanier. Viele Deutsche schauen das Spiel unter sich an. Oder sie gehen in den Norden Athens, in die Kneipe namens „München“, wo Wirt Erich Lickert nicht nur Haxe und Bier auffährt, sondern auch seinen Schnaps „Bloody Merkel“. Krawalle erwartet er nicht. „Quatsch, dass es gefährlich für Deutsche hier ist.“
Lustig - oder wohl eher philosophisch - könnte es zugehen, wenn schon vor EM-Anpfiff Kant, Nietzsche und Hegel gegen Aristoteles, Sokrates und Epikur antreten. Am Monastiraki-Platz im Zentrum Athens soll am Aabend das Monty-Python-Sketch „Fußballspiel der Philosophen“ nachgespielt werden. Schlecht für Deutschland: Am Fuße der Akropolis hat Griechenland eindeutig einen Heimvorteil.