Holland-Spiel: Gomez ist Oranjes Alptraum
Beim 2:1 gegen die Niederlande trifft der deutsche Angreifer doppelt.
Charkow. Die deutschen Fans mögen in der Unterzahl gewesen sein. Aber unter den 40 000 Zuschauern im Metalist Stadion von Charkow in der Ukraine hatten sie am Mittwoch die Stimmungshoheit.
Durch zwei Treffer von Mario Gomez gewann die DFB-Elf mit 2:1 (2:0) gegen die Niederlande, musste nur noch den Anschluss von Robin van Persie (71.) hinnehmen und ist nach einer brenzligen Schlussphase ohne Folgen so gut wie für das EM-Viertelfinale qualifiziert.
Niederlande gegen Deutschland, das Duell nahm bei schwüler Hitze schnell Fahrt auf, weil die Niederländer erkennbar gierig auf ein frühes Tor waren. Das deutsche Team ließ sich eine Viertelstunde von der Aggressivität der Oranjes beeindrucken, die die Räume mit fix umgesetzten Laufwegen zustellten und alles unter Kontrolle wähnten.
Überhaupt macht es diesem deutschen Team kein Gegner mehr leicht, so wie das einst die Argentinier 2010 in Südafrika, als zwischen Abwehr und Offensive riesige Lücken klafften. Die Mannschaft muss hart arbeiten, um bei dieser EM die gefährliche Zone zu erreichen. Wenn die einmal erreicht war, ging es erstaunlich einfach — und bestätigte die Defensivprobleme der Niederländer, die schon gegen Dänemark aufgetreten waren.
Beim 1:0 spielte Bastian Schweinsteiger den Ball genau in die Nahtstelle der Abwehr, die der freie Zwischenraum in der Abwehrkette ist. Gomez drehte sich im Stile eines technisch sehr versierten Stürmers um die eigene Achse, nahm den Ball mit und schoss ein (24.).
Die Protagonisten blieben die gleichen auch beim 2:0: Wieder lauerte Gomez auf Höhe der orangenen Kette, Schweinsteiger steckte durch, Torwart Stekelenburg sank bei Gomez’ Schuss aus spitzem Winkel zu früh gen Boden. Diese niederländische Abwehr kam an diesem Abend nicht als Bestandteil einer erfolgreichen Mannschaft in Frage.
Als der Schalke-Stürmer Klaas-Jan Huntelaar zur Pause kam, waren die Niederländer gefährlicher, der auf den Flügel ausgewichene van Persie effektiver: Er erzielte mit einer Einzelleistung den Anschluss.
„Unglaublich, die Zeit verging einfach nicht. Aber mit einem Manuel Neuer im Tor, da kann man das schon etwas ruhiger beobachten. Es war sehr nervenaufreibend. Wir haben jetzt gegen zwei Klasse-Teams sechs Punkte geholt“, sagte Gomez. „Wir haben verdient gewonnen. Jetzt haben wir eine gute Ausgangsposition und das Tor zum Viertelfinale weit aufgestoßen“, sagte Bundestrainer Joachim Löw.
Umgekehrt sind auch die Niederlande noch nicht aus dem Rennen. Denn bei einem Sieg über Portugal im letzten Spiel und einer Niederlage von Dänemark gegen Deutschland, hätten drei Mannschaften (Portugal, Dänemark, Niederlande) drei Punkte. In diesem Fall wäre natürlich Deutschland mit neun Punkten aus drei Spielen unangefochten Gruppensieger.