Löws „Tormaschine“ Gomez schockt Oranje
Charkow (dpa) - So bringt man die Kritiker zum Schweigen: Deutschlands Torgarant Mario Gomez hat Robben und Co. die Show gestohlen und den Niederländern eine ganz bittere Niederlage beigebracht.
Mit seinen Länderspieltoren 24 und 25 (24. Minute/38.) führte Gomez die von Bastian Schweinsteiger angetriebene DFB-Elf im EM-Klassiker gegen „Oranje“ zum 2:1 (2:0)-Sieg.
Dem Bayern-Angreifer gelang nicht nur sein vierter Doppelpack im Adler-Trikot, sondern er bescherte dem Team von Joachim Löw auch eine glänzende Ausgangsposition für den Einzug ins Viertelfinale. Das Anschlusstor von Robin van Persie (75.) sorgte allerdings noch einmal für Spannung.
„Unglaublich, die Zeit verging am Ende einfach nicht. Aber mit einem Manuel Neuer im Tor, da kann man das schon etwas ruhiger beobachten. Es war sehr nervenaufreibend. Wir haben jetzt gegen zwei Klasse-Teams sechs Punkte geholt, was wollen wir mehr“, sagte Gomez. „Es war Druck ohne Ende, 300 Kilo auf den Schultern“, berichtete der nun dreifache EM-Torschütze.
Lob gab es natürlich von Bundestrainer. „Mario Gomez war immer ein Kämpfertyp. Er war auch schon am Boden gelegen, hat sich aber immer wieder selbst aufgerichtet. Die Tore hat er klasse gemacht, die tun ihm gut“, sagte Löw.
„Oranje“ um den maßlos enttäuschten Bayern-Profi Arjen Robben droht nach der zweiten Turnierschlappe das erstmalige Vorrunden-Aus bei einer EM-Endrunde seit 1980. Gomez strafte mit einer Klasseleistung und eiskalten Abschlüssen seine Kritiker Lügen.
Vor allem ARD-Experte Mehmet Scholl hatte trotz dessen 1:0-Siegtreffers gegen Portugal zum Turnierauftakt kein gutes Haar an dem Stürmer seines Clubs Bayern München gelassen, wo er zur neuen Saison wieder Trainer der zweiten Mannschaft wird.
„Ich bin seit fünf, sechs Jahren der erfolgreichste Stürmer der Bundesliga und habe nach Lionel Messi die zweitmeisten Tore in der Champions League geschossen“, hatte Gomez genervt von der Scholl-Schelte („Ich hatte Angst, dass er sich wund liegen würde“) seine Spielweise verteidigt: „Warum soll ich mich ändern?“ )
In Charkow bewegte sich Gomez nach nur acht Ballkontakten in der ersten Hälfte gegen Portugal wesentlich besser und bestätigte Löws Einschätzung, der ihn als „Tormaschine“ bezeichnet hatte.
Flügelflitzer Robben ging nach drei zweiten Plätzen mit den Bayern, die gleich sieben Clubkollegen in der deutschen Startelf stellten, erneut nur als zweiter Sieger vom Platz - diesmal im Oranje-Trikot. Bereits in der Halbzeit schlich er mit traurigem Blick und hängendem Kopf in die Kabine.
Dabei hatten sich die Fans vor allem auf das direkte Duell von Philipp Lahm und Robben gefreut. Bei Bayern bilden sie auf der rechten Seite ein gut harmonierendes Duo, am Mittwoch in Charkow aber ruhte die freundliche Zusammenarbeit für 90 Minuten. Der deutsche Kapitän und der Holländer standen sich direkt als Gegner gegenüber. Weil Lahm im DFB-Dress links verteidigt, kreuzten sich die Wege des Duos häufig. Ein Sieger des Duells war zunächst nicht auszumachen, die beiden 28-Jährigen schenkten sich bei großen Hitze nichts.
Doch bis auf einen Schuss kurz nach dem ersten Gomez-Treffer gelang Robben nicht viel. Sein Vereinskollege Gomez dagegen wurde frenetisch von den deutschen Fans gefeiert, als er nach getaner Arbeit in der 72. Minute erhobenen Hauptes langsam vom Rasen schritt. Am Ende traute selbst Bondscoach Bert van Marwijk Robben den Lucky Punch nicht mehr zu. Sieben Minuten vor dem Ende nahm er ihn vom Platz.