Ibrahimovic droht mit Schweden schnelles EM-Aus
Saint-Nazaire (dpa) - In der beschaulichen Bretagne wächst der Zorn von Zlatan Ibrahimovic. Der selbst ernannten „Legende“ von Paris Saint-Germain droht mit seinen Schweden wie schon 2008 und 2012 das EM-Vorrunden-Aus.
Die von Ibrahimovic erhoffte glanzvolle Ehrenrunde durch seine Wahlheimat Frankreich hat bisher nur Frust hinterlassen. „Ein zentraler Stürmer braucht mehr Unterstützung von den Flügeln“, kritisierte Nationaltrainer Erik Hamrén die Offensivkollegen von Ibrahimovic nach dem 0:1 gegen Italien, ehe er sein gewohntes Loblied anstimmte. „Zlatan bleibt für mich einer der größten Stürmer, die ich kennengelernt habe. Er ist ein Gewinner, und wenn er enttäuscht ist, dann kann das sicher jeder akzeptieren und verstehen. Denn wir alle sind enttäuscht.“
Vor der Endrunde hatte Ibrahimovic noch Zuversicht verbreitet. „Bei dieser EM kann alles passieren“, sagte der wohl beste schwedische Fußballer der Geschichte. In der Offensive der Schweden passiert allerdings fast nichts. Seit Beginn der statistischen Aufzeichnungen bei der Endrunde 1980 sind sie die erste Mannschaft ohne einen Torschuss auf das gegnerische Tor in den ersten 180 Turnierminuten.
„Wir kreieren zu wenige Chancen“, beschrieb Torwart Andreas Isaksson das augenscheinliche Manko des EM-Halbfinalisten von 1992. „Natürlich müssen wir ihn noch stärker miteinbeziehen“, sagte Verteidiger Pontus Jansson über Ibrahimovic. „Aber das kann nicht der einzige Fokus sein.“ Das Objekt der Begierde der Zuschauer beim öffentlichen Training am Sonntag fehlte indes. Schwedens schillernder Kapitän und Kim Källström arbeiteten nur individuell.
Ibrahimovic wird weder von Offensivkräften wie dem Leipziger Emil Forsberg oder John Guidetti in Szene gesetzt, noch gelingen dem Mann aus Malmö selbst Geniestreiche. So wird der 34-Jährige kaum als erster Spieler bei vier Europameisterschaften treffen; so werden die Schweden kaum die K.o.-Runde erreichen. Seine beste Aktion gelang ihm, als er das Eigentor der Iren zum 1:1-Endstand einleitete.
„Natürlich glauben wir daran. Wir glauben weiter, dass wir die nächste Runde erreichen, sonst würden wir ja abreisen“, sagte Isaksson vor ihrem letzten Gruppenspiel am Mittwoch (21.00 Uhr) in Nizza gegen Belgien. Doch wie sollen die erschreckend harmlosen Schweden gegen die „Roten Teufel“, die beim 3:0 gegen schwache Iren endlich ihr Potenzial andeuteten, einen Erfolg feiern?
„Du musst das gesamte Spiel über aufmerksam sein“, forderte Kapitän Ibrahimovic von seinen Mitspielern. Gegen Italien waren die Schweden ausgerechnet in der Schlussphase nicht hellwach und wurden in der 88. Minute durch das späte Tor von Eder bestraft.
Ibrahimovic war mächtig angefressen nach dem Schlusspfiff in den Katakomben verschwunden. Aber das muss kein schlechtes Zeichen sein. „Ich merke das immer wieder: Wenn ich auf irgendetwas oder irgendjemanden wütend bin, werde ich richtig gut“, hatte der Stürmer vor der EM dem „ZEITmagazin“ in einem Interview gesagt. Gegen Belgien wird es für Ibrahimovic höchste Zeit, das auch zu zeigen.