Italien-Hochburg Wolfsburg vor dem EM-Viertelfinale
Wolfsburg (dpa) - Die grün-weiß-roten Fahnen sind schon gewaschen. Santina Curcuruto muss sie nur noch aufhängen. „Da schlägt mein italienisches Herz“, sagt die Restaurant-Besitzerin mit Blick auf das Viertelfinalspiel der Fußball-EM zwischen Deutschland und Italien am Samstag.
Curcuruto ist eine von mehr als 5500 Italienern in Wolfsburg. Die 125 000-Einwohner-Stadt gilt damit als eine der größten italienischen Städte außerhalb Italiens. Fast jeder 20. hat einen italienischen Pass. Hinzu kommen noch all jene mit italienischen Wurzeln.
Deutsch-italienischer Fußball spielte hier schon immer eine bedeutende Rolle. 1962 kamen die ersten Migranten aus Italien, um im VW-Werk zu arbeiten. Im gleichen Jahr gründeten sie den ersten Fußball-Club. Der U.S.I. Lupo-Martini spielt heute in der Oberliga. Mehrere Fanclubs des VfL Wolfsburg tragen außerdem italienische Namen. Und Italiens Nationalspieler Andrea Barzagli wurde 2009 mit dem VfL Deutscher Meister.
„Die Fußballbegeisterung in Wolfsburg ist groß“, bestätigt auch Oberbürgermeister Klaus Mohrs. „Gerade wenn Deutschland und Italien in einem Turnier aufeinandertreffen, ist das für uns hier vor Ort das Mega-Spiel, diesmal ja fast ein kleines Endspiel.“
In sämtlichen Kneipen, Pizzerias und Eis-Dielen werden die Menschen am Samstag gemeinsam das Spiel verfolgen. „Das wird rappelvoll“, meint Karin Kamolz vom Kulturzentrum „Hallenbad Wolfsburg“, wo die Partie für bis zu 2000 Menschen auf der Leinwand übertragen wird. Sie freut sich, dass ausgerechnet Italien der Gegner ist. „Die Italiener sind uns hier einfach näher als zum Beispiel die Franzosen, das ist emotional noch mal etwas ganz anderes“, sagt sie.
Beim Daumendrücken sind die Lager dann aber klar nach Nationen unterteilt. „Ich liebe die Deutschen - aber beim Fußball? Das geht gar nicht“, sagt Restaurant-Besitzerin Curcuruto, die vor 46 Jahren aus Sizilien nach Wolfsburg kam. Außerdem könnten die italienischen Fans einfach viel besser anfeuern als die deutschen, meint sie.
Mit Ärger zwischen den beiden Lagern rechnet in Wolfsburg aber trotz der Rivalität niemand, schließlich sei das noch nie ein Problem gewesen. „Man kann sich hier nicht blöd benehmen“, erklärt Kamolz, „denn am nächsten Tag trifft man den anderen sowieso auf der Arbeit wieder.“