Jonas Hector und die Freunde aus Auersmacher

Lille (dpa) - Der SV Auersmacher rüstet sich zum nächsten Fußballfest. Viele Jahre kickte Jonas Hector für den Saarland-Ligisten.

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Am Sonntag werden die meisten der 2800 Menschen aus Auersmacher „ihren“ Jonas aus der Entfernung anfeuern, wenn er mit Deutschland gegen die Slowakei um den Einzug ins EM-Viertelfinale kämpft. „Ich bin mit seiner Entwicklung wahnsinnig zufrieden“, hatte Bundestrainer Joachim Löw vor dem Turnier in Frankreich gesagt und Hector zur Stammkraft auf der linken Verteidigerposition erklärt.

„Positiv aufgeregt“ war der turnierunerfahrene Hector in die EM gestartet. „Das Gefühl ist immer noch anhaltend“, sagte er lächelnd rund 22 Stunden vor dem Anpfiff im Lille, „aber jetzt zählt es eben. In der Gruppenphase kann man sich noch einen Ausrutscher erlauben, im Notfall bei der EM sogar zwei. Aber jetzt geht es um die Wurst und es heißt gewinnen oder nach Hause fahren.“

Nach drei Vorrundenspiele und null Gegentoren ist der international eher unbekannte Kicker auf der europäischen Bühne angekommen. „Wir haben es die letzten Spiele gut gemacht und wenig zugelassen“, hob der Kölner hervor. Man könne nach den Defensivvorstellungen mit „breiter Brust“ in die weiteren Partien gehen, sagte Hector mitten in seinem Fußballmärchen.

Solch einen Aufstieg gibt es heutzutage nur noch sehr selten. Es erinnert ein wenig an die Geschichte von Weltmeister Miroslav Klose, der vom pfälzischen Provinzclub SG Blaubach-Diedelkopf praktisch direkt ins Nationalteam durchgestartet war. Löws Kurzbeschreibung zum 26 Jahre alten Hector lautet: „Er lernt wahnsinnig schnell, ist physisch stark und entwickelt sich ständig.“

Hector hat seinen EM-Job bisher so verrichtet, wie man es von dem Blitz-Aufsteiger erwarten konnte. Er rannte viel, wackelte selten, flankte eher dürftig. Auch wenn das von internationaler Klasse noch ein ganzes Stück entfernt ist: Für Löw gibt es derzeit links hinten keinen Besseren. „Gerade in der Defensive haben wir in den letzten zwei Spielen wenig bis gar nichts zugelassen. Darauf können wir aufbauen“, betonte der Wahl-Kölner, der vor allem defensiv denkt.

Bis zu seinem 20. Lebensjahr hat Hector für seinen SV Auersmacher gespielt. Auch Vater und Mutter kickten dort. Sohn Jonas leistete in dem Verein sein Freiwilliges Soziales Jahr ab, machte sogar die C-Lizenz als Trainer. Dann kam er über ein Probetraining bei der zweiten Mannschaft von Bayern München ins Regionalligateam des 1. FC Köln. Kein einfacher Schritt, wie Hector jüngst verriet: „Wenn man zwanzig Jahre lang zu Hause wohnt und in erster Linie von der Mutter versorgt wird, ist es schon aufregend, auf eigenen Beinen zu stehen.“

Nach nur elf Bundesligaspielen für die „Geißböcke“ gab Hector am 14. November 2014 in Nürnberg beim 4:0 gegen Gibraltar sein Debüt für Deutschland. In der EM-Saison ist er der einzige von 33 eingesetzten Nationalspielern, der in allen zwölf Partien auf dem Platz stand. In Lille bekommt der BWL-Fernstudent seine nächste große Bühne.