Wilmots über De Bruyne: „Er hat sein Lachen wiedergefunden“
Toulouse (dpa) — Die Belgier sind bei der Fußball-EM immer für ein bisschen Aufregung gut - auch vor dem Achtelfinale gegen Ungarn. Einen Tag vor der Abreise nach Toulouse sorgte Radja Nainggolan für Aufsehen, weil sein Trainer Marc Wilmots gestehen musste: „Ja, Radja raucht.“
Der Spieler mit dem Irokesen-Haarschnitt wird seinem Laster wohl auch vor der Begegnung am Sonntag (21.00 Uhr) gegen Ungarn frönen, doch das ist dem sonst so strengen Wilmots unter einer Bedingung egal: „Wenn er es braucht, werde ich ihn nicht daran hindern. Wichtig ist, dass er weiterhin seine Leistung auf dem Rasen bringt.“
Beim 1:0-Sieg gegen Schweden war der „Ninja“ genannte Spieler vom AS Rom gut und schoss den einzigen Treffer. Dem defensiv spielenden Mittelfeldmann Nainggolan gelang damit, was von anderen erwartet wurde. Kevin De Bruyne und Eden Hazard, die Begabtesten unter den vielen belgischen Talenten, kommen nur mühsam in Form.
„Er kann der Schlüsselspieler sein“, sagte Wilmots über De Bruyne. Der Coach warb um Verständnis für Deutschlands Fußballer des Jahres 2015: „Er ist nur ein Mensch. Er hat jetzt Familie, er wurde transferiert.“
Wirklich zufrieden ist er mit dem von Wolfsburg zu Manchester City gewechselten Mittelfeldspieler noch nicht. „Er war nicht gut gegen Italien, gegen Irland war er so und so, und dann wurde er besser“, sagte der Coach: „Der letzte Pass stimmt noch nicht.“ Wilmots sagte aber auch: „Er hat sein Lachen wiedergefunden.“
„Natürlich geht es immer besser“, sagte Hazard, der von den belgischen Medien früh kritisiert wurde. Er habe in seinen Augen „nicht schlecht gespielt. Das gilt auch für Kevin De Bruyne.“ Nur wird halt von besonders talentierten Spielern besonders viel verlangt. De Bruyne und Hazard wurden diesen Ansprüchen auch im letzten Gruppenspiel gegen das schwedische Abwehrbollwerk nur unzureichend gerecht. Ihre Klasse blitzte nur einige Male auf.
Mit Lob überhäuft wurden hingegen einige ungarische Spieler, die vor dem EM eher belächelt wurden. Dazu gehört ein Trio, das in der Bundesliga zuletzt unerwünscht war und im Gegensatz zu den Belgiern nicht als hochbegabt gilt. „Natürlich haben sie sensationell gute Spieler“, sagte Laszlo Kleinheisler, der bei Werder Bremen in der Rückrunde auf der Bank versauerte.
„Er ist auf einem gutem Weg, er wird morgen auch wieder spielen, das kann ich schon verraten“, sagte Trainer Bernd Storck. Der bei Werder bisher kaum eingesetzte Mittelfeldspieler war im letzten Gruppenspiel geschont worden. Der deutsche Coach der Ungarn wollte jedoch nicht mehr zur Aufstellung verraten: „Wir haben 23 Spieler, die spielen könnten.“ Der Trainer hat immerhin schon alle Feldspieler bei der EM eingesetzt.
Am Tag vor dem Spiel wirkte Storck gelassen. „Belgien ist eine Topmannschaft, da muss man nicht von Ballbesitz reden“, sagte der Coach. Unnötigen Respekt habe er deshalb nicht, betonte der Coach der Überraschungsmannschaft und fügte an: „Das war vor den vorherigen Spielen auch so.“