Krisenduell: Portugal und Österreich unter Druck

Paris (dpa) - Die Bilder sind erst zwei Jahre alt und in Portugal noch längst nicht vergessen. Bei der WM in Brasilien stiegen Cristiano Ronaldo und seine Mitspieler schon nach der Vorrunde in das Flugzeug nach Hause.

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Der dreimalige Champions-League-Sieger und dreimalige Weltfußballer des Jahres hatte mal wieder mit seiner Nationalmannschaft bei einem großen Turnier nichts erreicht.

Die gleiche Enttäuschung droht Ronaldo nun auch bei der Fußball-EM in Frankreich, und es ist für den Superstar mit dem Hang zu viel diskutierten Gesten kein Trost, dass der nächste Gegner an diesem Samstagabend in Paris (21.00 Uhr) noch mehr unter Druck steht. Denn Österreich droht trotz seiner vielen Bundesliga-Stars bereits im Falle einer weiteren Niederlage der vorzeitige Knockout. David Alaba, Martin Harnik und Co. verloren zum Auftakt gegen Ungarn (0:2), Portugal schaffte nur ein 1:1 gegen Island. Aus dem vermeintlichen Spitzenspiel dieser Gruppe F ist auf einmal ein Krisenduell geworden.

„Wir stehen unter Druck, seit wir hier sind. Aber jetzt haben wir ein kleines bisschen mehr Druck“, sagte Portugals Trainer Fernando Santos am Freitag. Ähnlich hatte sich sein Kollege geäußert. „Wir brauchen Punkte, um im Turnier bleiben zu können. Damit wollen wir gegen Portugal anfangen“, sagte Österreichs Coach Marcel Koller kämpferisch. Am Tag vor dem Duell kündigte er an: „Wir müssen anders spielen als gegen Ungarn. Die Moral der Spieler ist da. Es gibt drei Dinge für den Erfolg: Wir müssen unsere Chancen besser nutzen, ruhiger spielen und in der Defensive kompakter stehen.“

Das vorzeitige Aus droht seinem Team, falls es selbst im Prinzenpark verlieren und Island drei Stunden vorher gegen Ungarn gewinnen sollte. Dann hätte Österreich schon vor dem letzten Gruppenspiel keine Chance mehr, das Achtelfinale zu erreichen. Diese Ausgangslage hat seine zweifellos veranlagte Mannschaft spürbar verunsichert.

Gegen Portugal kommen zu solch grundsätzlichen Problemen noch ernsthafte Personalsorgen hinzu. Spielmacher Zlatko Junuzovic von Werder Bremen fällt mit einem Teilriss des Außenbandes im Sprunggelenk aus. Als Ersatz bietet sich der Schalker Alessandro Schöpf an. Auch Abwehrchef Aleksandar Dragovic ist nach seiner Gelb-Roten Karte aus dem Ungarn-Spiel gesperrt. Für ihn wird wohl der Ex-Bremer Sebastian Prödl in der Innenverteidigung spielen.

„Wir müssen gegen Portugal Gas geben und zeigen, woraus wir gemacht sind“, fordert Kapitän Christian Fuchs. Die große Hoffnung ist, „dass wir uns gegen spielstärkere Teams leichter tun. Wir werden alles dafür tun, dass wir noch ein bisschen länger hier bleiben können.“

Und die Portugiesen? Die können sich einmal mehr nicht sicher sein, ob es nun mehr Fluch oder Segen ist, einen so dominanten Spieler wie Ronaldo im Team zu haben. Wenn es gut läuft, kann er die Partie gegen Österreich allein entscheiden. Seine öffentliche Präsenz und die permanente Reduzierung eines immerhin 23-köpfigen Kaders auf nur eine einzige Person sind aber auch bei dieser EM wieder eine Belastung.

„Portugal ist nicht nur Ronaldo“, sagte Trainer Fernando Santos erst am Mittwoch genervt. „Er ist der beste Spieler der Welt und für unser Team ganz entscheidend. Aber dieses Team besteht nicht nur aus ihm.“ Das 1:1 gegen Island war für alle eine Enttäuschung. Aber geredet wurde danach nur noch über Ronaldos abschätzige Äußerungen über das gesamte isländische Team.

Santos verteidigte Ronaldo erneut. „Wenn Leute über Fairplay sprechen, muss ich manchmal lachen“, sagte er. Ronaldo sei auf dem Platz heftig attackiert und auch von der isländischen Bank „angemacht“ worden. „Wir haben Gefühle und manchmal antworten wir“, sagte Santos. Ronaldo habe reagiert, „nachdem andere Leute mangelnden Respekt gezeigt haben“. Für die Partie gegen Österreich ist Santos optimistisch: „Wir werden ein starkes Spiel zeigen und gewinnen.“